Oberursel: Gänsetötungen am Maasgrundweiher geplant – PETA übt scharfe Kritik: „Sinnlos und grausam“

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Gänse zum Abschuss freigegeben: Die Stadt Oberursel will zwischen August 2024 und Januar 2025 mehrere „Bejagungen“ von Nil- und Kanadagänsen vornehmen. Auf der Website der Stadt wird behauptet, dass sich die Gänse zunehmend zu einem Problem entwickelt hätten. Unter anderem, weil ihr Kot die Nutzung von Bänken einschränken würde. Die Verkotung stelle zudem eine Gesundheitsgefahr dar. Verschiedene Vergrämungsmethoden hätten nicht gewirkt. [1] PETA hat sich vergangenen Freitag an Bürgermeisterin Antje Runge sowie die Stadtverordnetenversammlung gewandt und einen Stopp der Tötungsaktionen gefordert. Die Tierrechtsorganisation hat in ihrem ausführlichen Schreiben unter anderem angeführt, dass Fälle, bei denen Menschen durch den Kot von Gänsen erkrankten, bisher nicht bekannt sind. Für die vermeintliche Gänse- und Kotproblematik wurden stattdessen Lösungsansätze aufgezeigt. PETA sieht die Pläne auch unter rechtlichen Gesichtspunkten kritisch, denn hinterlassener Kot sei kein „vernünftiger Grund“ für Tiertötungen im Sinne des Tierschutzgesetzes.

„Wir sehen in der vermeintlichen Gesundheitsgefährdung lediglich einen Vorwand, damit die Stadt die sinnlose und grausame Jagd auf die Nilgänse in der Öffentlichkeit besser rechtfertigen kann. Dabei ließen sich die Gänse-Hinterlassenschaften mit speziellen Kehrmaschinen mit Saugfunktion problemlos beseitigen“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA. „Erfahrungen aus anderen Städten zeigen, dass Tötungen nicht dazu geeignet sind, Tiere dauerhaft zu vertreiben. Eine attraktive Fläche zieht immer wieder Gänse an. Ein tierfreundliches ‚Gänsemanagement‘, welches mit Unterstützung von Fachleuten erarbeitet werden sollte, hat sich dagegen vielerorts als nachhaltig erwiesen.“

Tötung kann Tiere nicht dauerhaft von dem Gebiet fernhalten

Die Verschmutzung von Flächen ist kein legitimer Grund, der es erlaubt, Tiere zu töten. In Heidelberg wird eine spezielle Kot-Kehrmaschine erfolgreich eingesetzt. Zudem ist die Jagd nicht dazu geeignet, die Tiere dauerhaft von dem Gebiet fernzuhalten. Auch die Tötungen mehrerer Gänse in Nürnberg und Frankfurt am Main im Sommer 2018 zeigten, dass die Vorgehensweise unethisch ist und keine Lösung darstellt: Die Gänse betrachteten das Gelände weiterhin als ihren Lebensraum und kehrten zurück. Experten setzen daher auf ein effektives und tierfreundliches „Gänsemanagement“: Die betroffenen Flächen werden für die Gänse unattraktiv gestaltet, gleichzeitig werden tiergerechte Ausweichflächen für die Tiere geschaffen. [2; 3]

Tierfreundliche Lösungen möglich

PETA fordert die Stadt Oberursel mit Nachdruck auf, von der Jagd auf die Vögel abzusehen und ausschließlich tierfreundliche Maßnahmen zu ergreifen. Möglich wären beispielsweise Vergrämungsmethoden, bei denen die Tiere nicht getötet werden. Gleichzeitig sollten alternative Rückzugsgebiete für die Gänse angeboten werden.

PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

Quellen

[1] Stadt Oberursel (2024): Bejagung soll in Oberursel Bestand an Nil- und Kanadagänsen verringern. Online abrufbar unter: https://www.oberursel.de/de/presse-artikel/2024-08/bejagung-soll-in-oberursel-bestand-an-nil-und-kanadagaensen-verringern/ (20.08.2024).
[2] Homma, S.; Geiter, O. (2004): Gänse und Menschen. Bereicherung oder Problem? Online abrufbar unter: http://www.kanadagans.de (20.08.2024).
[3] Mueller-Töwe, Jonas (2014): Gänsedreck sorgt für Ärger an Badeseen. Online abrufbar unter: https://www.welt.de/regionales/duesseldorf/article130001319/Gaensedreck-sorgt-fuer-Aerger-an-Badeseen.html (20.08.2024).

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