„Rassenwahn“ in Rostock: PETA übt scharfe Kritik an „Tier & Natur“-Messe

PETA Logo

Rassenwahn: Falsch bei Menschen, falsch bei Tieren! PETA übt scharfe Kritik an der „Tier & Natur“, die am kommenden Wochenende in der HanseMesse in Rostock stattfindet. Auf der „9. Familienmesse für Heim- und Haustiere sowie Naturerlebnisse“ werden unter anderem „Rassekatzen“, Kleintiere und Vögel ausgestellt und zum Verkauf angeboten. Derartige Veranstaltungen verleiten Menschen dazu, gezüchtete Tiere zu kaufen, während allein in deutschen Tierheimen Tausende auf ein neues Zuhause warten. Während der Ausstellungen müssen die Tiere meist in kleinen Käfigen oder Boxen ausharren, in welchen sie oftmals massiv gestresst sind und ihrem Bewegungsdrang nicht nachkommen können. Oftmals handelt es sich bei den zur Schau gestellten Tieren um sogenannte Qualzuchten. Zudem wird es Tiere wie Esel und Ziegen in einem Streichelzoo geben, was für die Tiere enormen Stress bedeutet, denn die Fluchttiere mögen es nicht, von Menschen angefasst zu werden. Die Tierrechtsorganisation betont, dass alle Tiere sensible Lebewesen sind, die als Familienmitglieder gesehen werden sollten und nicht zu Ausstellungsobjekten degradiert werden dürfen.

„Zuchtverbände, die Tiere züchten, um gezielt verschiedenen Formen und Farben zu erreichen, akzeptieren bewusst, dass viele dieser Tiere während ihres gesamten Lebens leiden und oft schwer krank werden“, so Annika Lewald, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei PETA. „Schon seit dem 1. Januar 2022 dürfen keine Hunde mehr ausgestellt werden, die Qualzuchtmerkmale aufweisen. Es ist nicht nachvollziehbar, warum für andere qualgezüchtete Tierarten noch keine gesetzliche Regelung erarbeitet wurde. Die neue Bundesregierung muss dringend in diesem Bereich nachbessern.“

Zucht führt häufig zu Gesundheitsproblemen und verschärft die Situation in Tierheimen

Da das äußere Erscheinungsbild der Tiere im Vordergrund steht, leiden zahlreiche Zuchttiere mitunter lebenslang an gesundheitlichen Problemen. So ist beispielsweise die Sphinx-Katze, auch Nacktkatze genannt, durch ihre fehlenden Tasthaare nicht in der Lage, sich ausreichend zu orientieren oder mit Artgenossen zu kommunizieren. Perserkatzen leiden durch ihre flache Nase und ihre extreme Kurzköpfigkeit oftmals an schlimmen Atembeschwerden und Problemen mit dem Tränennasenkanal.
Die als „Heimtiere“ beliebten Widderkaninchen, auch „Schlappohrkaninchen“ genannt, sind aufgrund ihrer Hängeohren besonders anfällig für wiederkehrende und schmerzhafte Entzündungen in den Gehörgängen. Weitere Leidtragende sind beispielsweise Zwergkaninchen, die durch ihre extreme Kurzköpfigkeit häufig Probleme mit ihren Zähnen und dem Tränennasenkanal haben. Auch weiße Kaninchen, als Albino bekannt, sind typische Qualzuchten. Die für ihr schneeweißes Fell und ihre roten Augen bekannten Kleintiere sehen nicht scharf, nehmen Kontraste schlechter wahr und sind meist kurz- oder weitsichtig.

PETA weist darauf hin, dass die Nachzucht auch die Situation für heimatlose Tiere verschärft. In deutschen Haushalten leben bereits rund 34,4 Millionen sogenannte Haustiere, darunter 4,9 Millionen Kleintiere und rund 15,2 Millionen Katzen. [1] Um die Nachfrage nach bestimmten „Rassen“ zu befriedigen, „produzieren“ Züchterinnen und Züchter jedoch weiterhin reichlich Nachwuchs – dabei werden jährlich allein in Deutschland insgesamt etwa 350.000 Tiere im Tierheim abgegeben oder einfach ausgesetzt. 25 bis 30 Prozent der Tiere bleiben ein Jahr oder länger im Tierheim. PETA appelliert daher an alle Menschen, die Zucht nicht zu unterstützen und stattdessen einem hilfsbedürftigen Tier aus dem Tierheim ein Zuhause zu schenken.

PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und bestimmte Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

Quellen

[1] Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) e.V.: Der deutsche Heimtiermarkt 2022, online abrufbar unter: https://www.zzf.de/marktdaten/heimtiere-in-deutschland (03.2024)

Kontakt

Kontakt
Kopieren