Reptilien in Plastik verpackt und verramscht: PETA fordert „Aus“ für tierschutzwidrige „Terrabörsen“ in Bremen

ein Chamäleon in einer kleinen Transportdose

Tiere sind keine Ware: Am Sonntag findet die „Terrabörsen“ in der Messe Bremen und ÖVB-Arena statt. Aus diesem Anlass weist PETA darauf hin, dass Reptilienbörsen für die zum Verkauf stehenden Tiere enormes Leid und häufig den Tod bedeuten. Außerdem stellen sie eine Gefahr für den Menschen dar. Viele der auf solchen Veranstaltungen angebotenen Reptilien sind durch manchmal tagelange Transporte in winzigen Plastikboxen stark geschwächt und potenzielle Überträger von Zoonosen. Einige sind Wildfänge, die in ihren Ursprungsländern unter Artenschutz stehen. Die Tierrechtsorganisation appelliert daher nachdrücklich an die politischen Entscheidungsträger in Bremen, die mehrmals jährlich stattfindende Reptilienbörse nicht weiter zu genehmigen. PETA fordert Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir auf, die Haltung von Reptilien in Privathand zu verbieten.

„Auf Reptilienbörsen wie in Bremen werden unzählige, oftmals auch wild gefangene, ‚exotische‘ Tiere von skrupellosen Händlern oder Züchtern in winzigen Plastikboxen wie Ramschware angeboten“, so Jana Hoger, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei PETA. „Viele Käuferinnen und Käufer sind mit den hohen Lebensanforderungen der Tiere nach kurzer Zeit überfordert. Die Tiere werden dann häufig einfach ausgesetzt oder dem Tod überlassen. Außerdem sind Wildtierbörsen wahre Brutstätten für gefährliche Bakterien und Viren und müssen schon deshalb schnellstmöglich gestoppt werden. Wir fordern für das neue Tierschutzgesetz ein Ende der Haltung und des Handels von Reptilien.“

Wildfänge sind potenzielle Überträger von Zoonosen

Bei einem Teil der auf deutschen Börsen verkauften Tiere handelt es sich um Wildfänge aus Asien, Afrika und Südamerika, die wenige Tage zuvor ihrem natürlichen Lebensraum entrissen wurden. Einer PETA-Auswertung der Eurostat-Datenbank zufolge wurden 2023 insgesamt 212.571 Reptilien aus Ländern außerhalb der Europäischen Union nach Deutschland eingeführt. Ob oder welche tödlichen Viren oder Bakterien sie in sich tragen, ist unbekannt. Fest steht jedoch, dass mit 72 Prozent der größte Teil aller Zoonosen aus dem Kontakt mit wildlebenden Tierarten resultiert. [1] Auf Reptilienbörsen werden die meist in winzigen Behältnissen eingesperrten Tiere häufig unter Interessierten herumgereicht. Dies erhöht die Gefahr, dass gefährliche Viren und Bakterien weiter verbreitet werden.

Exotenhandel befeuert das Artensterben

Eine Studie des Bundesumweltministeriums vom März 2020 bestätigt zudem, dass der Handel mit Wildtieren zum weltweiten Artensterben beiträgt. Besonders aus Gründen des Arten- und Naturschutzes müsse daher dringend gehandelt werden. [2] Trotzdem gibt es noch immer keine Gesetze, die den Verkauf von gefährdeten Arten ausreichend regulieren. Die Tiere sterben durch Stress, Unterversorgung oder transportbedingte Verletzungen. Sterberaten beim Fang und Transport von bis zu 70 Prozent gelten in der Zoohandelsbranche als üblich. [3] Auch der Weltbiodiversitätsrat (IPBES) betont, dass die direkte Ausbeutung der Natur einer der Hauptgründe für das Artensterben ist.

ein Chamäleon in einer kleinen Transportdose

Dieses und ein weiteres Motiv stehen hier zum Download zur Verfügung.

Person in rotem Shirt hält Echse
Die wie Ware ausgestellten Tiere auf Exotenbörsen können Zoonosen übertragen. / © PETA Deutschland e.V.

Das Motiv steht hier zum Download zur Verfügung.

PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

Quellen

[1] Jones, Kate et. al (2008): Global trends in emerging infectious diseases. – PubMed – NCBI. Online abrufbar unter: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18288193. (27.09.2024).
[2] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (30.03.2020): Neue Studie zeigt Handlungsbedarf beim Schutz von exotischen Wildtieren. Online abrufbar unter: https://www.bmuv.de/pressemitteilung/neue-studie-zeigt-handlungsbedarf-beim-schutz-von-exotischen-wildtieren/ (30.03.2023)
[3] Toland, Elaine; Warwick, Clifford; Arena, Phillip (2012): Pet Hate. In: The Biologist, 59(3).

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