Küken sind keine Ostergeschenke: Am diesjährigen Ostersonntag veranstaltete das nordsächsische Rittergut Dröschkau eine Eiersuche mit anschließendem Osterbuffet. Laut Website bot der Gasthof als Teil seines „Osterprogramms“ Kindern an, lebende Küken als Geschenke mitnehmen zu dürfen. Für dieses aus PETAs Sicht klar tierschutzwidrige Vorgehen verleiht die Tierrechtsorganisation dem Rittergut ihren Negativpreis „Speziesismus des Monats“ im April. PETA betont, dass fühlende Lebewesen keine Ware sind und deswegen nicht wie Giveaways verteilt werden dürfen.
„Es ist zutiefst speziesistisch, Hühnerkinder als Geschenke anzubieten, als seien sie leblose Waren. Über eine derart tierfeindliche Aktion können wir nur den Kopf schütteln“, so Lisa Kainz, Agrarwissenschaftlerin und Fachreferentin bei PETA Deutschland. „Damit wird Kindern vermittelt, dass Tiere Spielzeug seien. Wer Hühnern ein schönes Leben bieten möchte, kann Tiere adoptieren, die ein neues Zuhause suchen – und sie wegen ihres individuellen Charakters schätzen, statt sie zu Geschenken oder Eier- und Fleischlieferanten zu degradieren“
Ob und wie viele Vögel als Präsent mitgenommen wurden und ob diese noch leben, ist unklar. Eine Anfrage beim Rittergut Dröschkau blieb unbeantwortet. PETA hat beim zuständigen Veterinäramt im Landkreis Nordsachsen Anzeige erstattet und fordert, Veranstaltungen dieser Art künftig zu untersagen. Außerdem bittet PETA alle Menschen, die womöglich ein Küken mitgenommen haben, sich umgehend bei der Organisation zu melden. Gerne gibt die Tierrechtsorganisation Tipps zur artgerechten Hühnerhaltung oder hilft bei der Vermittlung in ein artgerechtes Zuhause auf Lebenszeit. Wie alle Tierkinder sind Küken enorm stressanfällig und können leicht an Unterkühlung sterben. Auch ein falscher Umgang oder eine falsche Nahrungsgabe kann schnell zu ihrem Tod führen.
Millionenfaches Tierleid in der Eierindustrie
Hühner leben bevorzugt in kleinen Gruppen, kümmern sich liebevoll um ihren Nachwuchs und picken nach Nahrung. Zur Gefiederpflege nehmen sie regelmäßig ein Sandbad in der Sonne und ruhen gerne im Geäst von Bäumen. In der Eierindustrie hingegen sind die sensiblen Tiere zu einem Leben voller Leid gezwungen – ganz gleich, ob in Käfig- oder Biohaltung. Küken schlüpfen nicht in der Nähe ihrer Mütter, sondern werden in Plastikkisten der Brütereien ausgebrütet. Männliche Embryonen, die nicht im Ei getötet wurden, werden nach dem Schlüpfen auf Fließbändern nach Geschlecht sortiert. Seit dem Verbot des Kükentötens werden männliche Tiere oft über lange Strecken transportiert und in kargen Hallen wochenlang gemästet, bis sie im Schlachthaus getötet werden. Die weiblichen Küken werden zwar nicht sofort getötet, aber in der Eierindustrie ausgebeutet. Allein in Deutschland sind rund 40 Millionen sogenannte Legehennen aufgrund von Qualzucht gezwungen, bis zu 300 Eier im Jahr oder mehr zu legen – etwa das Zehnfache dessen, was zur natürlichen Fortpflanzung vorgesehen wäre. Infolge der zuchtbedingt hohen Ei-Anzahl werden sie meist schon nach kurzer Zeit krank: Entzündete Eileiter und Kloaken, Knochenbrüche sowie Kalziummangel sind häufige Folgen. Nach etwa anderthalb Jahren lässt die „Legeleistung“ der ausgemergelten Hennen nach und sie werden im Schlachthaus getötet.
PETAs Negativpreis „Speziesismus des Monats“
Jeden Monat zeichnet PETA Personen, Unternehmen oder Produkte, die sich als besonders speziesistisch und tierfeindlich gezeigt haben, mit dem Negativpreis „Speziesismus des Monats“ aus. Nach einem Jahr wird für den skandalösesten Fall unter den bisherigen „Gewinnern“ der Titel „Speziesismus des Jahres“ verliehen, der in einer öffentlichen Abstimmung ermittelt wird. So hatte der Bayerische Jagdverband den Jahrespreis 2024 für seine „Tierwohltäter“-Kampagne erhalten; im Jahr zuvor ging der Titel an Prinz Marcus. PETA möchte die Gesellschaft mit dem Preis für das Thema Speziesismus sensibilisieren und zum kritischen Reflektieren, Umdenken und tierfreundlichen Handeln anregen. Denn speziesistisches Denken schafft die Grundlage dafür, dass Tiere für menschliche Zwecke wie selbstverständlich benutzt, gequält und getötet werden.
PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden. Der Mensch wird hierbei allen anderen Spezies gegenüber als überlegen angesehen. Daneben wird auch zwischen verschiedenen Tierarten unterschieden: So werden beispielsweise Schweine, Rinder und Hühner gequält und getötet, Hunde und Katzen hingegen liebevoll umsorgt.