Skandal bei Gucci: Ehemalige Spitzenverkäuferin verklagt Unternehmen wegen Python-Missbrauchs und falscher Tierwohlversprechen

PETA Logo

Eine ehemalige Gucci-Spitzenverkäuferin nimmt das Modehaus in einer neuen, am Mittwoch eingereichten Sammelklage wegen Verbrauchertäuschung und betrügerischer Geschäftspraktiken ins Visier. Die Klägerin, Tracy Cohen, hat nach eigenen Angaben in ihrer fast 18-jährigen Karriere Waren im Wert von fast 50 Millionen Dollar verkauft. In ihrer Klage behauptet sie, dass sie angewiesen wurde, bei der Präsentation von Guccis Taschen aus Exotenleder eine aufwendige „Verkaufszeremonie“ durchzuführen. Potenziellen Kunden sollte sie mitteilen, dass die Produkte aus Pythonleder durch einen natürlichen „Häutungsprozess“ gewonnen wurden. Dann erfuhr sie von PETA Asiens Recherchen auf Pythonfarmen, die mit dem Gucci-Eigentümer Kering in Verbindung stehen. Arbeitskräfte wurden dabei gefilmt, wie sie lebenden Schlangen einen Hammer auf den Kopf schlugen, ihnen Metallhaken durch den Kopf stießen und ihre Körper mit Wasser aufpumpten – und das, obwohl die Tiere sich noch bewegten. Cohen betont, dass sie ihre gutgläubigen Kunden niemals getäuscht oder persönlich über mehrere Jahre hinweg Taschen und Schuhe aus Pythonleder gekauft hätte, wenn sie gewusst hätte, dass Pythons für die Produkte von Gucci gewaltsam getötet werden.

Wie in der Klage beschrieben, würden die Gucci-Mitarbeitenden während der „Verkaufszeremonie“ schwarze Handschuhe anziehen, um den potenziellen Kundinnen und Kunden die Produkte zu präsentieren. Sie sollen ihnen – neben anderen Unwahrheiten – sagen, dass die Häute „ethisch“ gewonnen würden, dass die Tiere nicht gequält würden und dass die Häute ein „Nebenprodukt der Lebensmittelindustrie“ seien. Auf eine Anfrage von PETA Deutschland zu den Vorwürfen nahm Gucci bislang keine Stellung.

„Ich habe darauf vertraut, dass mein Arbeitgeber mir seriöse Schulungen gibt. Stattdessen hat Gucci mich belogen. Ich habe meine Kundinnen und Kunden, von denen viele Tierliebhaber sind, unwissentlich getäuscht. Die Tiere wurden nicht aus ‚ethischen’ Quellen bezogen, sondern im Namen der Luxusmode gequält“, so Cohen. „Ich hoffe, dass jeder der gutgläubigen Kundinnen und Kunden für Guccis Lügen entschädigt wird und dass dieser Fall endlich den Schmerz und das Blutvergießen hinter jedem einzelnen  Pythonlederprodukt aufdeckt.“

„Das Filmmaterial von PETA Asien zeigt, wie lebende Pythons in der Lieferkette des Gucci-Eigentümers Kering mit Hämmern geschlagen werden, Haken durch ihre Köpfe gestoßen bekommen und ihre Körper mit Wasser aufgepumpt werden, damit sich die Haut dehnt. Niemand, der sich das ansieht, wird die Marketing-Behauptungen des Unternehmens als etwas anderes ansehen als Betrug“, sagt Danielle Katz, Senior Director bei PETA USA. „PETA USA lobt Cohen dafür, dass sie aufgedeckt hat, wie Gucci seine Kundinnen und Kunden sowie Mitarbeitenden über die gewaltvollen und grausamen Methoden täuscht, mit denen Pythons für deren Taschen und Gürtel getötet werden.“

Die Klage wurde von den Rechtsanwältinnen Tamara N. Holder und Johanna J. Raimond im Namen von Tracy Cohen eingereicht, die im Gucci-Flagshipstore auf der Magnificent Mile in Chicago tätig war.

PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jährigess Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

Weitere Informationen

Kontakt

Kontakt
Kopieren