Über Leichen gehen für die Sterneküche: In Folge zwei der ARD-Serie „Am Pass – Geschichten aus der Spitzenküche“ geht es um das Zwei-Sterne-Restaurant „L.A. Jordan“ im Ketschauer Hof in Deidesheim. Im Video wird ab Minute 13 Küchenchef Daniel Schimkowitsch gezeigt, wie er einem noch lebenden Kaisergranat die Scheren abreißt. Anschließend spricht der Sternekoch über diese hauseigene Import- und Tötungsmethode. Nach PETAs Auffassung verstoßen die Handlungen jedoch gegen die Tierschutz-Schlachtverordnung sowie gegen das Tierschutzgesetz (TierSchG). Deshalb hat die Tierrechtsorganisation den Fall vergangene Woche dem Veterinäramt des Landkreises Bad Dürkheim gemeldet.
„Kaisergranate lebend einzufliegen, um sie dann zu zerreißen, ist nicht ruhmreich für die Sterneküche, sondern Tierquälerei“, so Dr. Tanja Breining, Meeresbiologin und Fachreferentin für Fische und Meerestiere bei PETA. „Heute wissen wir, dass auch Krebstiere Angst und Schmerzen empfinden. Es ist daher höchste Zeit für eine vegane Sterneküche, bei der Tiere allenfalls mit am Tisch sitzen, aber nicht als Gericht auf der Karte stehen.“
Die Tierschutz-Schlachtverordnung (§ 12 Absatz 11) legt fest, dass lebende Krebstiere nur in stark kochendem Wasser getötet werden dürfen. Das Wasser muss die Tiere vollständig bedecken und weiterhin stark kochen, nachdem sie hineingeworfen wurden. Eine Tötung durch ein mechanisches Zerstören der Hauptnervenzellen ist nur nach unmittelbar zuvor erfolgter elektrischer Betäubung erlaubt. Weiter ist es nach § 1 TierSchG verboten, einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zuzufügen. Das Zerreißen lebender und nicht betäubter Krebstiere aus rein kulinarischen Gründen verstößt gegen diese Vorschrift. Nach § 18 Abs. 2 TierSchG handelt zudem ordnungswidrig, wer einem Tier ohne vernünftigen Grund erhebliche Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügt.
Update: Zwischenzeitlich hat das benachrichtigte Veterinäramt den Sachverhalt geprüft. In seiner Antwort hieß es, dass – entgegen der Darstellung im Video – die Langustinen vor ihrer Zerteilung fach- und sachgerecht getötet würden, dies aber bewusst nicht ausgestrahlt worden sei.
Auf die Rückfragen der Tierrechtsorganisation an das Veterinäramt, die u.a. die noch erkennbaren Bewegungen der gezeigten Tiere betreffen, steht eine weitere Auskunft noch aus. (Ende Update)
Geplante Novellierung des Tierschutzgesetzes positiv für Krebstiere
Seit Jahren setzt sich PETA unter anderem durch engen Austausch mit Veterinären des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und einer Petition dafür ein, dass Zehnfußkrebse, zu denen auch Kaisergranate zählen, durch das Tierschutzgesetz besser geschützt und vor dem Töten betäubt werden müssen. Mit Erfolg: Die vor dem Aus der Ampelregierung geplante, aber nun verschobene Novellierung des Tierschutzgesetzes sieht vor, dass Zehnfußkrebse und Kopffüßer denselben Schutz genießen wie Wirbeltiere und vor dem Tod betäubt werden müssen.
Forschende weltweit beweisen: Krebstiere haben Schmerzen
In einem Gutachten der London School of Economics and Political Science (LSE) wurden mehr als 300 Studien ausgewertet, um das Schmerzempfinden von Hummern, Garnelen und Krabben zu evaluieren. Basierend auf Kriterien wie Fluchtverhalten nach negativen Reizen, dem Reiben schmerzender Körperteile, positiven Reaktionen auf schmerzstillende Mittel und dem gezielten Vermeiden von schmerzhaften Reizen kommen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu dem Schluss, dass Krebstiere Schmerzen empfinden können. Die Forschenden des LSE betonen die Notwendigkeit, Krebstiere als fühlend und empfindungsfähig anzuerkennen und dies in Großbritannien und der EU gesetzlich zu verankern [1]. In einer aktuellen Studie der Universität Göteborg wird erstmals beschrieben, dass Krebstiere auf Reize mit deutlichen neuronalen Reaktionen im Gehirn reagieren [2].
PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden. Der Mensch wird hierbei allen anderen Spezies gegenüber als überlegen angesehen. Daneben wird auch zwischen verschiedenen Tierarten unterschieden: So werden beispielsweise Schweine, Rinder und Hühner gequält und getötet, Hunde und Katzen hingegen liebevoll umsorgt.