Tauben sind keine Versuchsobjekte: PETA fordert tierschutzkonformes Populationsmanagement mit betreuten Taubenschlägen statt Ovistop

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Am 2. Mai hat die Bezirksvertretung Mitte mit knapper Mehrheit beschlossen, den ursprünglichen Plan eines weiteren betreuten Taubenschlags zu Populationskontrolle von Stadttauben durch den Einsatz des „Verhütungsmittels“ Ovistop zu ersetzen. Dabei soll mit dem Wirkstoff umhüllter Mais ausgebracht und von den Tieren als Nahrung aufgenommen werden. PETA kritisiert diese Entscheidung scharf. Tauben sind als verwilderte „Haustiere“ auf die Zurverfügungstellung von sicheren Rückzugsorten, artgerechter Nahrung und medizinischer Betreuung angewiesen. Laut der Tierrechtsorganisation könnten mögliche Nebenwirkungen von Ovistop das Leid der Stadttauben noch verschlimmern. PETAs Expertin für Tauben, Lisa Kainz, kommentiert:

„Das Leid der Stadttauben ist menschengemacht. Wir sind es ihnen schuldig, eine Lösung zu finden, die nicht nur die Taubenpopulation reduziert, sondern die Tiere auch vor Hunger, Krankheit und Verletzungen schützt. Als bequemste Lösung stattdessen auf ein ‚Verhütungsmittel‘ mit möglicherweise lebensgefährlichen Nebenwirkungen zurückzugreifen, ist moralisch falsch und nicht im Sinne des Tierschutzgesetzes. Am Donnerstag will der Stadtrat über das weitere Vorgehen entscheiden. Wir fordern den Umweltdezernenten Adamski und die Mitglieder des Rates auf, sich gegen den rücksichtslosen Versuch an Tauben zu entscheiden. Um ihrer Verantwortung für den Tierschutz nachzukommen, müssen sich die Verantwortlichen wie in der Vergangenheit in Zusammenarbeit mit dem Bielefelder Tierschutzverein und dem Stadttaubenprojekt Bielefeld für weitere betreute Taubenschläge einsetzen.“

Mögliche Nebenwirkungen von Ovistop

Ovistop wurde ursprünglich zur Parasitenbekämpfung von Hühnern in der Mast entwickelt. Der Wirkstoff verhindert aber auch die Entwicklung eines Embryos im Ei. Ovistop bewirkt bei Hühnern Nebenwirkungen, die bisher auch bei Tauben nicht ausgeschlossen werden konnten. Dazu zählt etwa Hitzeempfindlichkeit, die gerade während der Hauptbrutzeit im Sommer für erwachsene Tauben schwerwiegende Folgen haben kann. Eine weitere mögliche Nebenwirkung ist Appetitlosigkeit, die für die ohnehin mangelernährten Tauben zu einem langsamen Hungertod führen und außerdem die Wirksamkeit des mit Nahrung ausgebrachten „Verhütungsmittels“ einschränken kann. Zudem könnte sich durch die Ovistop-Einnahme die Eierschale verdünnen, was zum Steckenbleiben des Eies und zu einem qualvollen Tod der weiblichen Tauben führen kann. Nach Einschätzung von PETA muss so davon ausgegangen werden, dass die „Erfolge“ aus anderen Ländern wie Italien und Belgien, die bei der Vermarktung von Ovistop vorgebracht werden, auch damit zusammenhängen, dass viele erwachsene Tauben an den Folgen der Medikation sterben. Dies wäre tierschutzrechtlich nicht vertretbar.

Betreute Taubenhäuser als nachhaltige Lösung

Stadttauben sind domestizierte Tiere; sie stammen von verwilderten Haus- und „Brieftauben“ ab, die einst aus der am Mittelmeer heimischen Felsentaube hervorging. Stadttauben wurde ein permanenter Brutzwang angezüchtet, um sie für ihr Fleisch und ihre Eier zu vermehren. Daher brüten sie im Gegensatz zu Wildtauben mehrfach im Jahr, unabhängig davon, ob genügend Nahrung oder ein geeigneter Lebensraum zur Verfügung stehen. Zudem wird die städtische Population noch immer mit verirrten Tauben aus Taubenwettflügen und Hochzeitsauflässen gespeist. Oftmals müssen die Tiere zunächst entkräftet und mit Verletzungen zunächst in Pflegestellen untergebracht werden. Betreute Taubenhäuser sind eine effektive, tiergerechte Maßnahme, um der unkontrollierten Vermehrung von Stadttauben entgegenzuwirken. Den Tieren stehen darin artgerechte Nahrung und Wasser sowie geeignete Brutplätze zur Verfügung. Die befruchteten Eier werden dort mit Gips- oder Plastikeiern ersetzt und die Population so nachhaltig und tierschutzgerecht reduziert. Hier fällt auch ein Großteil des Kots an, der zentral entsorgt werden kann.

PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und bestimmte Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

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