„Terraristika“ in Hamm: PETA fordert im neuen Tierschutzgesetz ein Haltungs- und Handelsverbot für exotische Tiere

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Exotische Tiere verramscht: Am Samstag findet erneut die „Terraristika“ in den Zentralhallen in Hamm statt. Aus diesem Anlass weist PETA auf das enorme Leid der zum Verkauf stehenden Tiere hin und fordert von der Bundesregierung ein Haltungs- und Handelsverbot für exotische Tiere. Das Bundeslandwirtschaftsministerium, welches das Tierschutzgesetz derzeit überarbeitet, zeigte sich Ende Januar bei der Verbändebeteiligung offen für Vorschläge zur Regulierung der Haltung exotischer Tiere. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir forderte Anfang 2023 mit den Worten „Warum braucht jemand Schlangen?“ ein Verbot exotischer Tiere [1]. Einige der Tiere auf Reptilienbörsen sind Wildfänge, die in ihren Ursprungsländern unter Artenschutz stehen. In winzigen Plastikboxen werden sie auf die Messen transportiert und zu Tausenden angeboten. Tiere, die die hohen dokumentierten Sterberaten bis zum Endabnehmer überleben, enden aufgrund steigender Energiekosten immer häufiger in überfüllten Auffangstationen oder werden ausgesetzt.

„Auf Reptilienbörsen wie hier in Hamm werden unzählige, oftmals auch wild gefangene, exotische Tiere von skrupellosen Händlern oder Züchtern wie Ramschware in winzigen Plastikboxen angeboten“, so Annika Lewald, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei PETA. „Viele Käuferinnen und Käufer sind mit den hohen Lebensanforderungen der Tiere nach kurzer Zeit überfordert. Die Bundesregierung muss das Tierleid endlich stoppen. Wir fordern für das neue Tierschutzgesetz ein Ende der Haltung und des Handels von exotischen Tieren.“

Wildfänge sind potenzielle Überträger von Zoonosen

Bei einem Teil der auf deutschen Börsen verkauften exotischen Tiere handelt es sich um Wildfänge aus Asien, Afrika und Südamerika, die zuvor ihrem natürlichen Lebensraum entrissen wurden. Viele der auf solchen Veranstaltungen angebotenen Reptilien sind durch manchmal tage- oder wochenlange Transporte in winzigen Plastikboxen stark geschwächt und potenzielle Überträger von Zoonosen. Ob oder welche tödlichen Viren oder Bakterien sie in sich tragen, ist unbekannt. Fest steht jedoch, dass mit 72 Prozent der größte Teil aller Zoonosen aus dem Kontakt mit wildlebenden Tierarten resultiert. [2] Auf Exotenbörsen werden die meist in winzigen Behältnissen eingesperrten Tiere häufig unter Interessierten herumgereicht. Dies erhöht die Gefahr, dass gefährliche Viren und Bakterien weiter verbreitet werden.

Exotenhandel befeuert das Artensterben

Eine Studie des Bundesumweltministeriums vom März 2020 bestätigt zudem, dass der Handel mit exotischen Wildtieren zum weltweiten Artensterben beiträgt. Besonders aus Gründen des Arten- und Naturschutzes müsse daher dringend gehandelt werden. [3] Trotzdem gibt es noch immer keine Gesetze, die den Verkauf von gefährdeten Arten ausreichend regulieren. Die Tiere sterben durch Stress, Unterversorgung oder transportbedingte Verletzungen. Sterberaten beim Fang und Transport von bis zu 70 Prozent gelten in der Zoohandelsbranche als üblich. [4] Auch der Weltbiodiversitätsrat (IPBES) betont, dass die direkte Ausbeutung der Natur einer der Hauptgründe für das Artensterben ist.

ein Chamäleon in einer kleinen Transportdose
Die Tiere auf Exotenbörsen müssen in engen Plastikboxen ausharren. / © PETA Deutschland e.V.

Dieses und ein weiteres Motiv stehen hier zum Download zur Verfügung.

Person in rotem Shirt hält Echse
Die wie Ware ausgestellten Tiere auf Exotenbörsen können Zoonosen übertragen. / © PETA Deutschland e.V.

Das Motiv steht hier zum Download zur Verfügung.

PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und bestimmte Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

Quellen

[1] Focus (2023): „Özdemir will exotische Haustiere verbieten“. Online unter: https://www.focus.de/politik/deutschland/warum-braucht-jemand-schlagen-oezdemir-will-zahlreiche-exotische-haustiere-verbieten_id_183487799.html (7.03.24)
[2] Jones, Kate et. al (2008): Global trends in emerging infectious diseases. – PubMed – NCBI. Online abrufbar unter: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18288193. (07.03.2024).
[3] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (30.03.2020): Neue Studie zeigt Handlungsbedarf beim Schutz von exotischen Wildtieren. Online abrufbar unter: https://www.bmuv.de/pressemitteilung/neue-studie-zeigt-handlungsbedarf-beim-schutz-von-exotischen-wildtieren/ (30.03.2023)
[4] Toland, Elaine; Warwick, Clifford;  Arena, Phillip (2012): Pet Hate. In: The Biologist, 59(3).

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