Tierquälerische Drückjagd in Jagsthausen: Wildschwein von Hunden zerbissen und grausam getötet – PETA erstattet Strafanzeige gegen Jagende

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Am 14. Dezember beobachteten und dokumentierten eine Anwohnerin und ihr Vater in Jagsthausen eine grausame Drückjagd auf ein Wildschwein. Laut Zeugin flüchtete das panische Tier nach einem Schuss zunächst auf einen Acker, wo es über einen Zeitraum von etwa 25 Minuten von drei „Jagdhunden“ immer wieder gebissen wurde und dabei vor Schmerzen schrie. Die Hunde reagierten der Anwohnerin zufolge nicht auf die Rufe der Jagenden. Als einer der Jäger bei dem verletzten Tier eingetroffen war, stach er laut Meldung mehrfach darauf ein. Als er es wegzog, zappelte das Tier den Angaben zufolge noch immer. In der Zwischenzeit war auch der Vater der Anwohnerin am Tatort eingetroffen und konnte das Geschehen aus nächster Nähe beobachten. Wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz hat PETA am 22. Januar bei der Staatsanwaltschaft Heilbronn Strafanzeige gegen die beteiligten Jagenden erstattet. Die Tierschutzorganisation dankt außerdem der Anwohnerin, die sich nur wenige Stunden nach der Tat bei PETA meldete.

„Die Aufnahmen zeigen leider typische Grausamkeiten bei der Jagd, die uns immer wieder gemeldet werden und die meist versteckt im Wald stattfinden. Wir hoffen, dass die Behörden in diesem Fall harte, abschreckende Strafen verhängen“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA. „Die gesamte Jagdausübung dient der Bespaßung blutrünstiger Freizeitjägerinnen und -jäger und ist durchtränkt von legalen und illegalen Grausamkeiten. Nur ein gesetzliches Verbot der Hobbyjagd kann die Tiere wirklich schützen.“

Videoaufnahme zeigt keinen Einzelfall

Obwohl das Hetzen von Tieren auf ein anderes Tier in Deutschland verboten ist, kommt es immer wieder zu Szenen wie diesen. Zahlreiche Whistleblower-Fälle zeigen, dass abseits der öffentlichen und behördlichen Kontrollen im Wald immer wieder Tierquälereien begangen werden – auch aus Mutwilligkeit oder Fahrlässigkeit. Im Dezember 2023 hetzte ein Jäger im Rhein-Lahn-Kreis wiederholt einen Hund auf ein verletztes Wildschwein. Im März 2020 trieb ein Jäger vermutlich im Landkreis Bad Dürkheim Hunde proaktiv auf ein verletztes Wildschwein. Bei Gelnhausen wurde im November 2019 ein Wildschwein über 10 Minuten von mehreren „Jagdhunden“ attackiert, bis der Jäger einschritt. 

Wildschweintötungen kontraproduktiv und grausam

PETA setzt sich für ein Ende der Jagd auf Wildschweine ein. Der derzeit ausgeübte hohe Jagddruck ist kontraproduktiv, da er zum Wachstum der Population führt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bewiesen, dass die Geschlechtsreife weiblicher Tiere in bejagten Wildschweinpopulationen früher eintritt und die Geburtenrate steigt. [1] Aus diesem Grund steigt die Population seit Jahren an. Wildtierbestände regulieren sich selbst über Nahrungsverfügbarkeit, Klima und Krankheiten. [2] Die Jagd hingegen zerstört die Alters- und Sozialstrukturen der Tierpopulationen, was bei den Überlebenden zu erhöhter Fortpflanzung führt. Verluste in der Population werden somit rasch durch Nachkommen und Zuwanderung wieder ausgeglichen oder gar überkompensiert. Die Drückjagd auf die Tiere ist zudem außerordentlich grausam. Laut der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz sterben dabei rund zwei Drittel der Wildschweine nicht sofort [3]. Mit zerschossenen Knochen und heraushängenden Innereien flüchten die verängstigten Tiere und sterben oft erst Tage später einen qualvollen Tod.

PETA kritisiert, dass das Töten von Tieren unter dem Deckmantel der Jagdausübung für einen kleinen Teil der Bevölkerung eine „vergnügliche“ Freizeitbeschäftigung darstellt. Den mehr als 430.000 Hobbyjagenden in Deutschland stehen nur etwa 1.000 Berufsjägerinnen und -jäger, vor allem Forstbeamte, gegenüber.

PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden. Der Mensch wird hierbei allen anderen Spezies gegenüber als überlegen angesehen. Daneben wird auch zwischen verschiedenen Tierarten unterschieden: So werden beispielsweise Schweine, Rinder und Hühner gequält und getötet, Hunde und Katzen hingegen liebevoll umsorgt.

Quellen

[1] Servanty et al. (2009): Pulsed resources and climate-induced variation in the reproductive traits of wild boar under high hunting pressure. Journal of Animal Ecology. Nr. 78, Issue 6.
[2] Reichholf, J. H. (ohne Datum): Die Wahrheit über die Jagd – Evolutionsbiologe Prof. Josef Helmut Reichholf widerlegt Jägerlügen. TV-Beitrag SWR BW. Online abrufbar unter: https://www.youtube.com/watch?v=-Ls-m1kDwVY (29.01.2025).
[3] Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (ohne Datum) Tierschutz und Bewegungsjagden. Stellungnahme der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT) Arbeitskreis Wildtiere und Jagd (AK 6).

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