Qualzuchtausstellung: PETA übt scharfe Kritik an der „69. AZ-Bundesschau 2024“, die am kommenden Wochenende von der „Vereinigung für Artenschutz, Vogelhaltung und Vogelzucht (AZ) e.V.“ im Messezentrum in Kassel ausgerichtet wird. Aussteller setzen die Vögel für solche Veranstaltungen schon während der oft langen Transportwege enormem Stress aus. Die sensiblen Tiere können sich in den engen Transportbehältern meist kaum bewegen und haben oftmals keinen Zugang zu Wasser oder Nahrung. Viele der Vögel werden durch den hohen Lärmpegel der Ausstellungen apathisch oder zeigen in der neuen Umgebung andere Anzeichen hoher psychischer Belastung. In diesem angeschlagenen Zustand sind die Tiere besonders anfällig für Krankheitserreger. Außerdem führt die wettbewerbsmäßige Überzüchtung, insbesondere bei „Ziervögeln“ oft zu qualvollen Auswüchsen und Verletzungen an Kopf und Krallen. PETA fordert die Veranstaltenden sowie die Allgemeinheit auf, Tiere nicht zu Ausstellungsobjekten oder Ware zu degradieren.
„Zuchtverbände ‚kreieren‘ nach eigenen ästhetischen Ansprüchen neue Vogelrassen und züchten sie weiter. Dafür nehmen sie in Kauf, dass viele der Tiere, darunter bestimmte Wellensittiche und sogenannte Prachtfinken, ihr Leben lang an Gendefekten und Folgeerkrankungen leiden. Vögel können außerdem niemals artgerecht in einem Käfig gehalten werden“, so Björn Thun, Fachreferent bei PETA. „Bereits seit dem 1. Januar ist die Zurschaustellung von Qualzucht-Hunden verboten. Es ist absolut unverständlich, dass es bisher keine gesetzliche Regelung für die Ausstellung von Vögeln gibt. Die Bundesregierung muss hier dringend nachbessern.“
Zucht führt häufig zu Gesundheitsproblemen
Weil das äußere Erscheinungsbild der Tiere im Vordergrund steht, leiden zahlreiche sogenannte Zuchttiere mitunter lebenslang an gesundheitlichen Problemen. Viele „Frisurenkanarien“ können etwa wegen der Federhauben nichts mehr sehen und sind faktisch blind, was für die Fluchttiere besonders qualvoll ist. Durch das Reiben der Federn auf den geöffneten Augen können Hornhautverletzungen entstehen, die von Einschränkungen der Sehkraft über schmerzhafte Entzündungen bis hin zum Verlust des Auges führen können. Verlängerte Krallen und Wachstumsanomalien, sogenannte „Korkenzieherkrallen“, zeugen von tierschutzwidrigen Haltungsbedingungen und Vernachlässigung. Für die Vögel bedeutet diese krankhafte Veränderung eine erhebliche Einschränkung ihrer Bewegungsfreiheit und birgt ein großes Verletzungsrisiko.
Fliegen ist ein Grundbedürfnis: Das Leiden von Ziervögeln in der Gefangenschaft
Die Gefangenschaft führt für viele der rund 3,5 Millionen in Deutschland lebenden „Ziervögel“ [1] zu einem frühzeitigen Tod. Fliegen ist für Vögel ein essenzielles Bedürfnis. Sie daran zu hindern, kommt Tiermissbrauch gleich. Freilebende Vögel putzen sich, knabbern an Ästen und Blättern und fliegen jeden Tag teils kilometerweit. In Gefangenschaft leiden sie oft unter chronischem Stress. Dieser führt häufig zu Verhaltensstörungen wie ständigem Kopfwackeln. Viele Tiere beißen auch in die Gitterstäbe ihrer Käfige, zittern, reißen sich ihre Federn aus und verstümmeln sich selbst – manchmal sogar so schwer, dass sie an den Folgen sterben.
PETA fordert ein Ende der qualvollen „Vogelzuchtausstellungen“. Außerdem setzt sich die Tierrechtsorganisation für ein Heimtierschutzgesetz ein. Dieses soll allen sogenannten Haustieren, die derzeit größtenteils in einem rechtsfreien Raum leben, Schutz bieten und ein artgerechtes Leben ermöglichen.
PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.