PETA erstattet Strafanzeige gegen Betriebsleitung und Tierarzt der „Ferkel Meyer Rehr KG“
Wegen mehrerer gravierender Tierschutzverstöße haben PETA und die Tierrechtlerin Samara Eckardt Anzeige gegen zwei Verantwortliche der „Ferkel Meyer Rehr KG“ sowie den betreuenden Betriebstierarzt erstattet. Die Staatsanwaltschaft Oldenburg ermittelt nun wegen strafbarer Tiertötung und Tierquälerei, jeweils teilweise durch Unterlassen. Hintergrund der Anzeige sind die Eindrücke und Aufnahmen, die die Tierrechtlerin während ihrer dreijährigen unentgeltlichen Tätigkeit in der Schweinezuchtanlage sammelte. Dabei dokumentierte sie unzählige tote, schwerverletzte und kranke Tiere, illegale Praktiken beim Kupieren und Kastrieren sowie die mangelnde Hygiene innerhalb des Betriebs. Die tierquälerischen Zustände bei „Ferkel Meyer Rehr KG“ sind kein Einzelfall, sondern Voraussetzung für ein profitables Geschäft in der Tierwirtschaft. Wer dieses Leid vermeiden möchte, lebt vegan. PETA erhielt auf die Bitte um eine Stellungnahme keine Rückmeldung von den Betriebsleitern und dem Betriebstierarzt.
„Das Schlimmste, was ich in diesem Betrieb gesehen habe, sind nicht die Verstöße gegen die ohnehin viel zu geringen Vorgaben des Tierschutzgesetzes. Es ist die alltägliche Unterdrückung der Schweine, die mich verzweifeln lässt. Tiere mit leeren Augen, ohne die kleinste Möglichkeit zur Selbstbestimmung. Ein System, das Lebewesen systematisch ihrer Würde beraubt“, so die Tierrechtlerin, Journalistin und Augenzeugin Samara Eckardt. „Die meisten Menschen lehnen Gewalt und Ungerechtigkeit ab. Nun ist es an der Zeit, unsere moralischen Werte mit unseren Handlungen in Einklang zu bringen und Verantwortung für unser Tun zu übernehmen.“
Hintergrundinformationen
Die Aufnahmen wurden zwischen November 2020 und Februar 2024 gemacht und zeigen damit den damaligen Dauerzustand der Schweinezuchtanlage. Die Videos offenbaren die grausamen Konsequenzen einer Industrie, die an Profit und nicht an Tierwohl interessiert ist: unzählige tote, schwerverletzte und verhungernde Ferkel, Jungtiere und Schweinemütter. Viele der Tiere leiden unter Nabelbrüchen, Scheiden- oder Darmvorfällen, Knochenbrüchen oder tiefen Wunden, unbehandelten Eiterbeulen, Liegeschwielen oder Kannibalismus, der sich in Form von abgebissenen Schamlippen und Schwanzspitzen äußert. Die Tierrechtlerin berichtet außerdem von illegalen Praktiken der Verantwortlichen: Regelungen zum Kastrieren und Kupieren der Schwänze wurden umgangen, Hygieneregeln missachtet, tote Tiere nicht beseitigt und kranke Schweine nicht adäquat versorgt oder ohne Betäubung getötet. Der Betrieb umfasst etwa 300 Schweinemütter und jährlich rund 10.000 neugeborene Ferkel, wovon jedoch nur 8.000 verkauft werden können. Die restlichen Ferkel sterben in den ersten Wochen nach ihrer Geburt an den tierwidrigen Zuständen oder werden teils illegal getötet. Ein sogenannter Ferkelverlust von 20 Prozent wie bei Ferkel Meyer Rehr KG ist zwar hoch, jedoch meist Normalität in dieser Industrie.
Fälle wie dieser sind die Regel in der industriellen Tierwirtschaft
Seit Jahrzehnten werden immer wieder Foto- und Videoaufnahmen von vernachlässigten Tieren und anderen Formen von Tierquälerei in der landwirtschaftlichen Tierhaltung veröffentlicht. Angesichts der Tatsache, dass viele Tierställe kaum von den zuständigen Behörden kontrolliert werden, ist dies nicht verwunderlich: In Niedersachsen beispielsweise muss ein Betrieb im Schnitt alle 21 Jahre mit einer Kontrolle rechnen [1]. Und selbst diese seltenen Überprüfungen werden, meist wegen Personalmangels, oft mehrere Tage zuvor angekündigt. PETA erinnert daran, dass das Leid in der tierausbeutenden Fleisch-, Eier- und Milchindustrie größtenteils völlig legal ist: Allein im Jahr 2023 wurden in Deutschland rund 44 Millionen Schweine in enge Ställe eingesperrt, um sie zu mästen und ihres Fleisches wegen zu töten. Ferkeln werden die Zähne abgeschliffen und die Ringelschwänze abgeschnitten, um sie den vollkommen unnatürlichen Haltungsbedingungen anzupassen.
Diese und weitere unverpixelte Aufnahmen stehen Ihnen hier zur redaktionellen Berichterstattung zur Verfügung.
PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.