Anlässlich der aktuellen Debatte um die Novellierung des Tierschutzgesetzes hat PETA Bundeskanzler Olaf Scholz in einem offenen Brief aufgefordert, das Amt eines oder einer Anti-Speziesismus-Beauftragten für die Bundesregierung zu schaffen. Speziesismus beschreibt die Diskriminierung von fühlenden Lebewesen aufgrund ihrer Artzugehörigkeit. PETA betont, dass selbst das Tierschutzgesetz von der speziesistischen Annahme durchzogen ist, der Mensch sei wertvoller und wichtiger als alle anderen fühlenden Lebewesen und habe das Recht, andere Spezies für seine Zwecke auszubeuten und zu töten. Dies spiegelt sich auch in dem von Tierschutzorganisationen scharf kritisierten Entwurf des neuen Tierschutzgesetzes wider, welcher kaum Maßnahmen enthält, die die Situation der Tiere entscheidend verbessern.
„Speziesismus wird in unserer vermeintlich so fortschrittlichen Gesellschaft kaum hinterfragt: Es gilt leider immer noch als akzeptabel, dass fühlende Lebewesen für Handtaschen, Schnitzel oder absurde Experimente gequält und getötet werden – nur weil sie der ‚falschen‘ Spezies angehören“, so Harald Ullmann, Vorstand von PETA Deutschland e.V. „Die Novelle des Tierschutzgesetzes in ihrer jetzigen Form geht uns nicht weit genug. Tiere bleiben auch weiterhin der Spielball menschlicher Interessen. Deshalb brauchen wir einen Anti-Speziesismus-Beauftragten, der für Aufklärung und speziesübergreifende Gerechtigkeit eintritt. Nur wenn wir die grausame Ideologie des Speziesismus verstehen und überwinden, können wir ein friedliches Miteinander für alle erreichen.“
Anti-Speziesismus-Beauftragter: Was heißt das konkret?
Die speziesistische Weltanschauung ist keinesfalls selbstverständlich, sondern eine zutiefst unmoralische Sichtweise, die von den meisten Menschen unreflektiert übernommen wird. Der Anti-Speziesismus-Beauftragte sollte zum einen in der Politik sowie bei den Bürgern, an Schulen und Kultureinrichtungen für Aufklärung sorgen. Zum anderen sollte das Thema auch wissenschaftlich aufgearbeitet werden: Die Geschichte und Psychologie des Speziesismus sowie die Auswirkungen auf die Gesellschaft und Parallelen zu anderen Formen der Diskriminierung müssen untersucht werden. Sinnvoll wäre eine enge Zusammenarbeit mit der Tierschutzbeauftragten des Bundes, deren Einsatz PETA sehr begrüßt, die jedoch eine so umfassende Aufgabe nicht zusätzlich übernehmen kann.
Speziesismus – die Diskriminierung anderer Arten
Einer repräsentativen Umfrage zufolge kennt der Großteil der deutschen Bevölkerung die Bedeutung des Wortes Speziesismus nicht – obwohl speziesistisches Denken gesellschaftlich tief verankert ist. „Speziesismus“ beschreibt eine Form der Diskriminierung – genauer gesagt, die Abwertung empfindungsfähiger Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit. Der Mensch wird hierbei allen anderen Spezies gegenüber als überlegen angesehen. Daneben wird auch zwischen verschiedenen Tierarten unterschieden: So werden zum Beispiel Hunde und Katzen liebevoll umsorgt, Schweine, Rinder und Hühner hingegen werden getötet und gegessen. Aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur „falschen“ Spezies werden Tiere zu Forschungsobjekten, Nahrungsmitteln, Bekleidungsmaterial oder Unterhaltungsobjekten herabgestuft. Dabei können sie alle Freude und Leid empfinden und haben ein Interesse daran und ein Recht darauf, zu leben und nicht verletzt zu werden. PETA vertritt eine anti-speziesistische Sichtweise und betont, dass diese Gemeinsamkeit aller empfindungsfähigen Lebewesen entscheidend ist, wenn es darum geht, wer moralische Rechte hat. Tiere haben dasselbe Recht auf Leben, Freiheit und Unversehrtheit wie Menschen.
Der offene Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz steht hier zum Download bereit.
PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 das 30-jährige Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten.