Tierwohltäter oder nicht doch eher Tierwohltöter? PETAs Negativpreis „Speziesismus des Monats“ für den November geht an den Bayerischen Jagdverband e.V. und dessen Kampagne „TIERwohltäter“. Unter dem Titel „Tierwohltäter – Wir sind die Guten“ versucht die Kampagne zu vermitteln, dass die Jagd auf Wildtiere eine notwendige Form des Tier- und Naturschutzes sei. PETA widerspricht dieser Darstellung vehement: Laut Auffassung der Tierrechtsorganisation basiert die Legitimation der Jagd auf der speziesistischen Annahme, dass die Interessen von Wildtieren an ihrem Leben und einer möglichst leidfreien Existenz weniger wiegen als die von Menschen. Denn bei der Jagd werden Tiere zur Befriedigung menschlicher Interessen missbraucht: um aus ihren Leichnamen Nahrung herzustellen, ihre toten Körper als „Trophäen“ auszustellen, oder einfach, um die Lust am Töten zu befriedigen.
„Der Titel der Kampagne des Bayerischen Jagdverbands ist an Zynismus nicht zu überbieten“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA. „In krassem Kontrast zur Darstellung des Bayerischen Jagdverbands fördert die Jagd in keiner Weise das Tierwohl, sondern löscht im Gegenteil jedes Jahr das Leben unzähliger Wildtiere qualvoll und zudem vollkommen unnötig aus. Die Kampagne ‚Tierwohltäter‘ – Wir sind die Guten‘ ist der durchschaubare Versuch, die in erster Linie als Hobby betriebene Jagd zu aktivem Tier- und Naturschutz zu verklären. In anderen Worten: Ein rundum würdiger Gewinner unseres ‚Speziesismus des Monats‘-Negativpreises.“
Jagd laut Experten nicht notwendig
Anerkannte Wildbiologen sind sich einig, dass aus ökologischer Sicht keine Notwendigkeit für die Jagd besteht. So findet dem renommierten Biologen Prof. Dr. Josef Reichholf zufolge eine natürliche Regulation der im Wald wohnenden Tierpopulationen durch Umwelteinflüsse wie Witterung, Nahrungsverfügbarkeit oder Krankheiten statt. [1] Auch englische Wissenschaftler kamen zu dem Ergebnis, dass sich beispielsweise Fuchspopulationen aufgrund von Nahrungsverfügbarkeit und sozialen Faktoren von selbst regulieren. [2] Die Jagd hingegen zerstört die Alters- und Sozialstrukturen der Tierpopulationen, was bei den Überlebenden zu erhöhter Fortpflanzung führt. Verluste in der Population werden somit rasch durch Nachkommen und Zuwanderung wieder ausgeglichen oder gar überkompensiert. Die Jagd ist daher unnötig, kontraproduktiv und grausam. Den rund 436.000 Hobbyjagenden in Deutschland stehen nur etwa 1.000 Berufsjägerinnen und -jäger, vor allem Forstbeamte, gegenüber.
PETAs Negativpreis „Speziesismus des Monats“
Auch im Jahr 2024 zeichnet PETA wieder monatlich Personen, Unternehmen oder Produkte, die sich als besonders speziesistisch und tierfeindlich gezeigt haben, mit dem Negativpreis „Speziesismus des Monats“ aus. Nach einem Jahr wird für den skandalösesten Fall unter den bisherigen „Gewinnern“ der Titel „Speziesismus des Jahres“ verliehen, der in einer öffentlichen Abstimmung ermittelt wird. So hatte Prinz Marcus den Titel vergangenes Jahr erhalten. PETA möchte mit dem Preis die Gesellschaft für das Thema Speziesismus sensibilisieren und zum kritischen Reflektieren, Umdenken und tierfreundlichen Handeln anregen. Denn speziesistisches Denken schafft die Grundlage dafür, dass Tiere für menschliche Zwecke wie selbstverständlich benutzt, gequält und getötet werden.
Speziesismus – die Diskriminierung anderer Arten
Analog zu den Begriffen Rassismus und Sexismus beschreibt Speziesismus eine Form der Diskriminierung – genauer gesagt, die Abwertung empfindungsfähiger Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit. Der Mensch wird hierbei allen anderen Spezies gegenüber als überlegen angesehen. Daneben wird auch zwischen verschiedenen Tierarten unterschieden und in sogenannte Haus- und Nutztiere unterteilt: So werden beispielsweise Hunde und Katzen liebevoll umsorgt, Schweine, Rinder und Hühner hingegen getötet und gegessen. Aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur „falschen“ Spezies werden Tiere zu Forschungsobjekten, Nahrungsmitteln, Bekleidungsmaterial oder Spielzeug herabgestuft. Dabei können sie alle Freude und Leid empfinden und haben daher ein Interesse daran und ein Recht darauf, zu leben und nicht verletzt zu werden. PETA vertritt eine anti-speziesistische Sichtweise und betont, dass diese Gemeinsamkeit aller empfindungsfähigen Lebewesen entscheidend ist, wenn es darum geht, wer moralische Rechte hat. Tiere haben dasselbe Recht auf Leben, Freiheit und Unversehrtheit wie Menschen.
Das Motiv kann hier heruntergeladen und für die Berichterstattung verwendet werden.
PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.