Trotz dokumentierter Verhaltensstörungen bei den Tieren – PETA kritisiert Einstellung der Ermittlungen gegen Delbrücker Tierpark Nadermann

Mangelhafte Tierhaltung: PETA hat über die Jahre immer wieder Whistleblower-Meldungen zu dem privat geführten Tierpark Nadermann in Delbrück erhalten. Im November 2023 dokumentierte eine Mitarbeiterin der Tierrechtsorganisation selbst die artwidrigen Haltungsbedingungen vor Ort. Mitte Januar hatte PETA bei der Staatsanwaltschaft Paderborn Strafanzeige gegen die verantwortliche Tierparkleitung erstattet. Einem Medienbericht zufolge hat die Staatsanwaltschaft nun die Ermittlungen gegen den Tierpark eingestellt. Laut Staatsanwaltschaft habe PETA auf Nachfragen bezüglich der Anzeige nicht reagiert. Tatsächlich sind bei der Tierrechtsorganisation bislang weder Nachfragen noch eine Mitteilung über die Einstellung des Verfahrens eingegangen. Auch wurde die PETA-Mitarbeiterin nicht vernommen, die vor Ort Aufnahmen gemacht hatte. PETA hat sich deshalb heute schriftlich an die zuständige Staatsanwaltschaft gewandt und um Angabe der Einstellungsgründe gebeten. Zudem behält sich die Tierrechtsorganisation vor, gegebenenfalls Beschwerde einzulegen.

„Wir bedauern sehr, dass die Staatsanwaltschaft Paderborn die Ermittlungen eingestellt hat und das offensichtliche Tierleid als nicht strafrechtlich relevant eingestuft hat. Dabei sind die deutlichen Verhaltensstörungen ein klares Warnsignal, dass die im Tierpark Nadermann eingesperrten Großkatzen und Primaten leiden“, so Biologin Dr. Yvonne Würz, Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche bei PETA. „Wir prüfen, welche weiteren Schritte wir unternehmen und appellieren weiterhin an die Zooverantwortlichen, die Haltungen schnellstmöglich zu beenden. Zudem bitten wir alle Menschen, das Tierleid nicht mit einem Besuch im Zoo zu unterstützen.“

Als Kriterium für tierschutzrechtlich relevante Verstöße gilt unter anderem, dass den Tieren erhebliche oder länger andauernde oder sich wiederholende Leiden oder Schmerzen zugefügt wurden. Verhaltensstörungen gelten als wichtigster Indikator zur Feststellung erheblicher Leiden in Tierhaltungen. Diese können sich z.B. bei Raubtieren durch permanentes Hin- und Herlaufen (sogenanntes „Pacing“) äußern – wie sie im Tierpark Nadermann sowohl von PETA vor Ort dokumentiert, als auch bereits mehrfach von Augenzeugen berichtet wurden. Vor diesem Hintergrund kritisiert PETA scharf, dass Staatsanwaltschaft und Behörde keine strafrechtlich relevanten Sachverhalte sehen.

Tierleid im Skandalzoo geht weiter

Der Privatzoo stand bereits vor einigen Jahren in der Kritik: 2015 wurden zwei Schimpansen in eine Auffangstation in Großbritannien überführt, nachdem sich PETA gemeinsam mit weiteren Tierrechts- und Artenschutzorganisationen für ein Ende der tierschutzwidrigen Haltung eingesetzt hatte.

Doch vor allem Raubkatzenhaltungen wurden PETA seither weiterhin durch zahlreiche Whistleblower gemeldet. Deren Schilderungen zu den beengten Gehegen lassen vermuten, dass die geltenden Haltungsvorgaben gemäß dem „Säugetiergutachten“ (BMEL, 2014) zumindest zeitweise wahrscheinlich deutlich unterschritten wurden. Auch einem Medienbericht zufolge hat der Tierpark im September 2023 drei Tiger, drei Pumas und vier Leoparden an andere Zoos abgegeben [1] – was bedeutet, dass die Situation der Tiere zuvor sogar noch beengter und prekärer war.

Zoos bedeuten Tierleid

PETA setzt sich grundsätzlich für ein Ende der Zucht und Haltung von Tieren in Zoogefangenschaft ein, weil die artwidrigen Haltungsbedingungen Tierleid verursachen. Mit Artenschutz hat das Einsperren von Tieren in Zoos nach Ansicht der Tierrechtsorganisation nichts zu tun. Auswilderungen finden bei den allermeisten Tierarten nicht statt – in Gefangenschaft haben die Tiere nahezu keine Möglichkeit, Verhaltensweisen, die für ein Überleben in der Natur unverzichtbar sind, zu erlernen. Auch erfüllen Zoos nach Auffassung der Tierrechtsorganisation keinen Bildungsauftrag: Das Publikum lernt durch die Zurschaustellung von Tieren in Gefangenschaft nichts über ihr natürliches Verhalten. PETA fordert, finanzielle Mittel in den Schutz der natürlichen Lebensräume statt in die Nachzucht und Haltung von Tieren in Zoos zu investieren.

Dieses und weitere Motive stehen hier zum Download zur Verfügung. Das Video-Rohmaterial kann auf Anfrage zur Verfügung gestellt werden.

PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

Quellen

[1] Zesko, L. (10.10.2023): Zehn Raubtiere weniger im Tierpark Nadermann. In: Westfalen-Blatt. Online unter: https://www.westfalen-blatt.de/owl/kreis-paderborn/delbrueck/schoening-tierpark-nadermann-plaene-umbau-nachwuchs-2842330?pid=true

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