Keine Nächstenliebe für Tiere: Beim Idsteiner Weihnachtsmarkt sollen am kommenden Samstag und Sonntag Tiere als „lebende Krippe“ zur Weihnachtsstimmung beitragen. Für sie ist die Zurschaustellung inmitten von Besuchermengen jedoch alles andere als besinnlich. PETA hat den Idsteiner Bürgermeister Christian Herfurth daher gestern in einem persönlichen Anschreiben aufgefordert, die unfreiwilligen Statisten künftig nicht mehr zuzulassen.
„Dass Tiere als lebendige Kulisse ausgenutzt werden, ist nicht mit dem ‚Fest der Liebe’ vereinbar“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA. „Gibt es in der Weihnachtszeit nicht schon genug Tierleid? Wir bitten Herrn Bürgermeister Herfurth, den Tieren künftig Stress und mögliche Gefahren zu ersparen und sich stattdessen für einen tierfreundlichen Weihnachtsmarkt einzusetzen.“
Zurschaustellung auf dem Weihnachtsmarkt ist tierschutzwidrig
Laut Tierschutzgesetz müssen Tiere ihrer Art und ihren Bedürfnissen entsprechend gehalten und versorgt werden. Auf einem Weihnachtsmarkt mitten in der Stadt ist dies nicht möglich. Für die vermeintliche Attraktion werden die sensiblen Tiere aus ihrer gewohnten Umgebung herausgerissen und von ihren Herden getrennt in ein Gehege gesperrt. Hier können sie sich nur eingeschränkt bewegen und haben keine Möglichkeit, einander aus dem Weg zu gehen. Der ungewohnte Trubel durch Besuchermassen und der damit verbundene Lärmpegel sowie die verschiedenen Lichter bedeuten enormen Stress für die Tiere. Aufgrund des empfindlichen Gehörsinns reichen provisorische Hütten nicht als Rückzugsort aus. Hinzu kommt der wiederholte Transportstress, falls die Tiere nicht über Nacht auf dem Weihnachtsmarkt bleiben.
Zum anderen ist häufig zu beobachten, dass Besucher die Tiere – trotz Hinweisschilder – mit ungeeigneter Nahrung wie Lebkuchen oder Waffeln füttern – dies kann zu gesundheitlichen Problemen und schlimmstenfalls sogar zum Tod führen. Tote Lämmer, Tierdiebstähle und Übergriffe auf diversen Weihnachtsmärkten in Deutschland sind mehrfach dokumentiert. [1-3]
Tiere zu Unterhaltungsobjekten degradiert
Tiere auf Weihnachtsmärkten vermitteln unterschwellig ein falsches Bild. Vielen Menschen –insbesondere Kindern – wird suggeriert, dass Tiere da seien, um uns zu unterhalten. PETAs Ansicht nach sollten Kinder Tiere als Individuen mit eigenen Bedürfnissen kennenlernen, nicht als Unterhaltungsobjekte.
Dass eine stimmungsvolle vorweihnachtliche Atmosphäre auch ohne die Zurschaustellung von Tieren möglich ist, beweisen zahlreiche deutsche Städte, die auf ihren gut besuchten Weihnachtsmärkten beispielsweise lebensgroße Holzfiguren aufstellen. Ein gelungenes Krippenspiel mit ausschließlich menschlichen Darstellern könnte ebenfalls zahlreiche Besuchende anlocken. Bad Salzuflen ging mit gutem Beispiel voran und hat 2019 lebende Tiere vom „Weihnachtstraum“ verbannt . Begründet hat die tierfreundliche Stadt dies damit, dass der im Grundgesetz verankerten Tierschutz Vorrang vor dem Unterhaltungsfaktor hat. [4]
Die Tierrechtsorganisation empfiehlt Tierfreundinnen und Tierfreunden, die eine „lebende Krippe“ auf dem Weihnachtsmarkt entdecken, sich mit einer Beschwerde an die Stadtverwaltung, die Veranstalter und das Veterinäramt zu wenden.
PETAs Motto lautet in Teilen:
Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.
Dieses und ein weiteres Motiv können hier heruntergeladen und für die Berichterstattung verwendet werden.