Laut einer PETA vorliegenden Mitteilung vom 9. Juli hat die Staatsanwaltschaft München II Antrag auf Erlass eines Strafbefehls gegen Springreiter Max Kühner beim Amtsgericht Starnberg gestellt. Grund dafür ist ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. Bereits im Februar teilte die Behörde mit, dass ein Ermittlungsverfahren gegen den Reiter geführt wird. Demnach bestand der Anfangsverdacht, dass das tierschutzwidrige „aktive Barren“ beim Springreiten angewendet wurde. Beim sogenannten aktiven Barren steht eine Person am Hindernis. Über dieses hält sie eine Metall- oder Holzstange, sodass das Pferd beim Überspringen mit den Beinen dagegen stößt. Im Juli 2023 haben Polizei und Behördenvertreter Kühners Ausbildungsanlage in Starnberg durchsucht. Auch ein Beschlagnahmungsbeschluss wurde vollzogen. PETA hat im September 2023 über Whistleblower von dem Vorgang erfahren und daraufhin Strafanzeige erstattet. Die Tierrechtsorganisation forderte heute das Österreichische Olympische Comité und den österreichischen Pferdesportverband auf, Kühner von den Olympischen Spielen in Paris und weiteren „Pferdesportveranstaltungen“ dauerhaft auszuschließen.
„Da die Staatsanwaltschaft nun von dem hinreichenden Tatverdacht ausgeht, dass Max Kühner gegen das Tierschutzgesetz verstoßen hat, wäre eine Teilnahme an den Olympischen Spielen ein Schlag ins Gesicht für den Tierschutz“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA. „Pferde sind bei der Veranstaltung ohnehin Zwangsteilnehmer, die mit Gewalt zu Höchstleistungen gebracht werden. Das muss sofort aufhören. Wir fordern Olympische Spiele ohne Pferdedisziplinen.“
Der bayerische Springreiter Max Kühner war Anfang September des vergangenen Jahres bei der Europameisterschaft in Mailand für Österreichs Team gestartet und hatte sich dort für die Teilnahme bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris qualifiziert. Auf Anfrage von PETA bestritt Kühner im September 2023 die Vorwürfe. Zuletzt wurde bekannt, dass Kühner trotz eines im Juni erlittenen Handbruchs bei den Olympischen Spielen antreten will [1].
Gewaltvolle Trainingsmethoden
Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) hat im März 2022 in Folge des damaligen Skandals um Springreiter Ludger Beerbaum vom Januar 2022 das sogenannte „Touchieren“ verboten. Der Einsatz von Peitschen ist beim Springreiten ebenfalls weit verbreitet. Als Fluchttiere würden Pferde in diesem Moment am liebsten fliehen, aber können es nicht, was zu immensem Stress und Angst führt. Auf diese Weise wird versucht, die Tiere im Training und bei Turnieren „gefügig“ zu machen. Bei den vergangenen Olympischen Spielen in Tokio schlug Fünfkämpferin Annika Zillekens beim Springen vor laufender Kamera wiederholt auf ihr Pferd ein. Nur gegen eine Geldauflage in Höhe von 500 Euro an eine gemeinnützige Organisation wurde das Verfahren gegen sie eingestellt.
Springreiten: Unnatürlich und gefährlich
Beim Springreiten werden Pferde dazu gezwungen, in kürzester Zeit über verschiedene Hindernisse eines Parcours zu springen. In den höchsten Klassen sind die Hindernisse bis zu 1,60 Meter hoch. Die Tiere springen in der Natur nur in ausweglosen Situationen über Hürden – das Springreiten entspricht in keiner Weise dem natürlichen Bewegungsverhalten von Pferden. Im sogenannten Pferdesport werden sie zudem schon im jungen Alter von drei Jahren gezwungen, hohe Hindernisse zu bewältigen. Da ihr Bewegungsapparat zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig ausgebildet ist, sind gesundheitliche Probleme und tödliche Stürze keine Seltenheit.
PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.