Verletzte Kuh stirbt einsam vor einem Stall: PETA erstattet Strafanzeige gegen Landwirt aus Tönisvorst

eine verletzte Kuh liegt vor dem Stall

Keine Hilfe für verletzte Kuh: Nachdem Mitte April eine Whistleblower-Meldung über eine vernachlässigte Kuh in Tönisvorst (Kreis Viersen) in Nordrhein-Westfalen die Tierrechtsorganisation PETA erreichte, hat es der verantwortliche Landwirt nun schon mit zwei Anzeigen zu tun. Der Landwirt hatte die Kuh vor dem Stall ohne Schutz abgelegt. Sie war offensichtlich zu schwach, um aus eigener Kraft aufzustehen. Ihre Hinterbeine waren mit einem Seil zusammengebunden worden, was auf einen Sturz im Stall hindeutet. Das Seil soll als Hilfe dienen, damit die Beine der Kuh bei Aufstehversuchen stabilisiert werden. Die Melderin entdeckte das Tier am frühen Abend und rief die Polizei, weil vor Ort niemand verfügbar war. Der Landwirt versicherte, dass sich die Kuh in tierärztlicher Behandlung befinde, da sie im Stall gestürzt sei. Später wurde die Kuh, so die Whistleblower-Meldung, in gleicher Situation vorgefunden. Sie habe schwer geatmet und immer noch versucht, auf die Beine zu kommen. Am nächsten Morgen gegen 8 Uhr wurde die Kuh abtransportiert und laut Angaben des Landwirts zuvor durch Bolzenschuss und Kehlenschnitt getötet. Wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Tierschutzgesetz erstattete PETA am 2. Mai gegen den Landwirt Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Krefeld. Laut einem Medienbericht erstattete auch eine hinzugerufene Tierschützerin Anzeige gegen den Landwirt. Die Whistleblowerin bemerkte auf dem Betriebsgelände ein Schild der Molkerei Arla. Deshalb geht PETA davon aus, dass der Betrieb mit Arla in Verbindung steht. Eine entsprechende Anfrage blieb von Arla bisher unbeantwortet.

„Ein Tier, das sich kaum bewegen kann, ohne Schutz sich selbst zu überlassen, zeugt von unfassbarer Gleichgültigkeit und gehört bestraft. Wäre die Kuh ein Hund gewesen, wäre der gesellschaftliche Aufschrei sicher groß. Dabei kommt es nicht auf die Größe des Tieres an, denn Rinder sind sensible Tiere, die genau wie wir Schmerzen empfinden“, so Lisa Kainz, Agrarwissenschaftlerin bei PETA Deutschland. „Milch bedeutet immer Tierleid und schadet der Umwelt. Wir appellieren daher an alle Menschen, zu den vielen verschiedenen leckeren, pflanzlichen Milchalternativen zu greifen.“

Das Tier lag dort nach Aussage der Melderin mindestens 13 Stunden allein und offenbar unversorgt auf der Wiese und musste lange leiden, bis es endlich erlöst wurde. Obwohl es tierärztliche Praxis ist, die Hinterbeine zusammenzubinden und das Tier auf einen rutschfesten Untergrund zu bringen, damit es nicht erneut stürzt, wären weitere Maßnahmen nötig gewesen., so Lisa Kainz. Ein Rind, das nicht mehr aufstehen kann, muss mehrmals am Tag gewendet werden, um die Durchblutung der Beine zu gewährleisten und Druckstellen zu verhindern. Zudem sollte ein Zaun um das Tier errichtet werden, damit es geschützt ist. Das hindert die Kuh außerdem am „Kriechen“, was ein hohes Verletzungsrisiko bergen würde. Auch muss das Tier vor der Witterung geschützt werden und die Versorgung mit Wasser und Nahrung gesichert sein.

Vernachlässigte Tiere sind keine Seltenheit

Ein Fall wie dieser ist keine Ausnahme in der ausbeuterischen Fleisch- und Milchindustrie, die Tiere als Wirtschaftsgüter sieht und bewertet. Geschwächte und kranke Rinder werden oftmals sich selbst überlassen, um Kosten einzusparen, wenn Tiere eigentlich behandelt oder getötet werden müssten. Immer wieder werden Aufnahmen von vernachlässigten Tieren oder anderen Misshandlungen in landwirtschaftlichen Betrieben veröffentlicht.

Das Tierleid in dieser Branche wird teilweise sogar von der Gesetzgebung legalisiert: In Deutschland wurden im Jahr 2023 rund 745 Millionen Tiere im Schlachthof getötet. Kälbern werden zuvor die Hörner ausgebrannt, Ferkeln die Ringelschwänze abgeschnitten und Puten die empfindlichen Schnäbel gekürzt, um sie den Haltungsbedingungen anzupassen. „Verstöße gegen das Tierschutzgesetz – angefangen bei Qualzuchten bis hin zur nicht vorschriftsmäßigen Betäubung im Schlachthaus – sind sowohl in großen als auch in kleinen Betrieben an der Tagesordnung“, so Lisa Kainz. Ganz gleich ob „bio“ oder konventionelle Haltung: 100 Prozent der Tiere werden getötet oder sterben in den Betrieben, lange bevor sie ihre natürliche Lebenserwartung erreichen.

Die Kuh wurde vor einem Stall in Tönisvorst ohne Schutz abgelegt und lag dort mindestens 13 Stunden allein und offenbar völlig unversorgt. / © PETA Deutschland e.V.

Dieses Motiv steht hier zum Download zur Verfügung.

PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und bestimmte Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

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