Vernachlässigt und unterversorgt: Whistleblower-Meldung offenbart Tierleid auf Ferienhof im Berchtesgadener Land

Rinder in Anbindehaltung

PETA erstattet Strafanzeige gegen Betreiber

Ende August erreichte PETA eine Whistleblower-Meldung über vernachlässigte und unterversorgte Tiere im Landkreis Berchtesgadener Land. Der Ferienhof wirbt mit dem Versprechen, naturnahe und „tierisch gute“ Ferien auf einem „idyllischen Bauernhof von nebenan“ zu verbringen. Laut der Meldung sieht die Realität aber ganz anders aus. Die Kühe leben in Anbindehaltung, teils sorgen Ketten an ihrem Hals für schmerzhafte Abschürfungen. Zahlreiche Tiere haben weder Zugang zu sauberem Wasser noch zu frischer Nahrung. PETA erstattete am 5. September wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz bei der Staatsanwaltschaft Traunstein Strafanzeige gegen die Hofbetreiber. Auch hat die Tierrechtsorganisation das Veterinäramt vorab informiert. Auf eine Kontrolle erfolgten „erforderliche Maßnahmen“ und das Versprechen einer Nachkontrolle. Außerdem appelliert PETA an alle Menschen vegan zu leben – denn auch auf dem „Bauernhof von nebenan“ leiden Tiere.

„Dort, wo Tiere ausschließlich einen Nutzen für den Menschen haben sollen, leiden sie – ganz egal, wie idyllisch sich der Bauernhof auch geben mag. Wir sind schockiert über die Missstände auf dem Ferienhof. Dass die Bedürfnisse der Tiere missachtet werden, zeigt einmal mehr, dass sie nicht als fühlende Lebewesen wahrgenommen werden. Sie dienen dort nur dem Profit und werden wie Gegenstände behandelt, die leicht auszutauschen sind“, so Lisa Kainz, Agrarwissenschaftlerin und Fachreferentin für Tiere in der Ernährungsindustrie bei PETA Deutschland. „Wer die empfindungsfähigen Tiere vor so einem Leben bewahren will, muss aufhören, sie als Freizeitobjekte zu betrachten, ihre Milch zu trinken und ihr Fleisch zu essen.“

Auf dem Ferienhof leben die Kühe in dauernder Anbindehaltung. Während des Aufenthaltes der Whistleblowerin auf dem Hof wurde ein Kalb unmittelbar nach der Geburt von der Mutterkuh getrennt. Die Rufe der beiden nacheinander waren die ganze Nacht zu hören. Drei Hasen leben hauptsächlich in Einzelhaltung und verbrachten Tage im Freigehege in der prallen Sonne – ohne Schatten oder ausreichend frisches Wasser und Nahrung. Auch die Hühner und Enten hatten weder frisches Wasser noch frisches Essen zur Verfügung. Der Hühner- und der Entenstall waren überaus verdreckt und unhygienisch.

Vernachlässigte Tiere sind keine Seltenheit

Ein Fall wie dieser ist keine Ausnahme, auch nicht beim scheinbar idyllischen Bauernhof „von nebenan“, auf dem Tiere ebenso wie in der industrialisierten Tierhaltung als Wirtschaftsgüter bewertet werden. Das Tierleid in dieser Branche wird teilweise sogar von der Gesetzgebung legalisiert: In Deutschland wurden im Jahr 2023 rund 745 Millionen Tiere im Schlachthof getötet. Kälbern werden zuvor oftmals die Hörner ausgebrannt, Ferkeln die Ringelschwänze abgeschnitten und Puten die empfindlichen Schnäbel gekürzt, um sie den Haltungsbedingungen anzupassen. Auch große und robust wirkende Tiere wie Rinder leiden unter diesem gewaltvollen Umgang, denn jedes Tier hat besondere Bedürfnisse und einen individuellen Charakter. Verstöße gegen das Tierschutzgesetz – angefangen bei Qualzuchten bis hin zur nicht vorschriftsmäßigen Betäubung im Schlachthaus – sind sowohl in großen als auch in kleinen Betrieben an der Tagesordnung. Ganz gleich ob „bio“ oder konventionelle Haltung: 100 Prozent der Tiere werden getötet oder sterben in den Betrieben, lange bevor sie ihre natürliche Lebenserwartung erreichen. Menschen, die Tiere nahekommen wollen, sollten keine ausbeuterischen Bauernhöfe unterstützen, sondern Lebenshöfe besuchen, auf denen die Bedürfnisse der Tiere an erster Stelle stehen.

Rinder in Anbindehaltung
Die Kühe leben in dauernder Anbindehaltung. / © PETA Deutschland e.V.
Ein Huhn trinkt aus einer verdreckten Schale
Die Hühner müssen aus verdreckten Schalen trinken. / © PETA Deutschland e.V.

Diese und weitere Bilder können hier heruntergeladen und für die redaktionelle Berichterstattung verwendet werden.

PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

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