Wer Glück hat, bekommt sie vielleicht mal in der Dämmerung – oder per Wildtierkamera – zu Gesicht: Waschbären, die in Städten oder auf dem Land nach Nahrung suchen. Einige Hunderttausend der nachtaktiven Tiere aus der Familie der Kleinbären gibt es aktuellen Schätzungen zufolge in Deutschland. Ihr natürlicher Lebensraum ist der Wald. Die Tage verbringen sie bevorzugt in höher liegenden Verstecken wie Baumhöhlen – einige richten sich auch in verlassenen Erdhöhlen oder in Menschennähe ein. Waschbären sind Allesesser und ernähren sich vor allem von Regenwürmern, Insekten und Obst. Aber auch Mülltonnen oder Komposthaufen dienen den etwa katzengroßen Tieren als Nahrungsquelle. Waschbären sind in der Regel ungefährlich, trotzdem fühlen sich manche Menschen von ihnen gestört. PETA-Fachreferent Peter Höffken erklärt mögliche Lebensraumüberschneidungen und verrät tierfreundliche Vergrämungsmethoden.
„Finden Menschen aufgewühlte Komposthaufen oder Beete, Kothaufen mit ungewöhnlich vielen Obstkernen oder Pfoten-Abdrücke mit langen Zehen in ihrem Garten, kann es sein, dass Waschbären zu Besuch waren“, so Peter Höffken. „Trotz häufig nachzulesender Verunglimpfung besteht kein Grund, gegen sie vorzugehen. Sollten Haus- oder Wohnungsbesitzende die tierischen Gäste trotzdem als ungebeten empfinden, stehen die Chancen gut, die Kleinbären mit ein paar einfachen Maßnahmen zum Weiterziehen zu bewegen.“
PETA gibt Tipps:
- Nahrungsquellen vermeiden: Um es Waschbären so schwierig wie möglich zu machen, an menschliche Nahrungsreste zu gelangen, sollten Müllsäcke erst kurz vor der Abholung an die Straße gestellt und Mülltonnen fest verschlossen werden. Auch bei Kompostbehältern empfiehlt sich eine verschließbare Variante. Fallobst ist eine Waschbären-Leibspeise, deshalb ist es ratsam, heruntergefallene (oder tief hängende) Apfel, Birnen, Kirschen oder Pflaumen direkt einzusammeln. Auch Hunde- oder Katzennahrung ist beliebt und sollte aus diesem Grund – genau wie andere Essensreste – nicht draußen stehen gelassen werden. Ist gar nichts anderes zu finden, geben sich Waschbären auch mit Vogelnahrung zufrieden, hoch aufgehängte Vogelhäuser und an Baumstämmen angebrachte glatte Metallmanschetten hindern die Tiere, an die Körnermischungen zu gelangen. Menschen sollten Waschbären nicht füttern, da sie in der Natur genug Nahrung finden und sich ansonsten gemütlich in Siedlungsbereichen einrichten.
- Zugang zu Unterschlüpfen versperren: Manche Waschbären machen es sich in Schuppen, Garagen oder auf Dachböden bequem. Auch durch Katzenklappen oder Schornsteine ist schon das ein oder andere Tier geschlüpft. Haben Menschen die Vermutung, dass sich Waschbären in der Nähe befinden, bietet es sich an, Türen und Tore verschlossen zu halten und Schlupflöcher abzudichten. Vorher muss sichergestellt sein, dass sich kein Tier mehr in der potentiellen Unterkunft befindet. Durch Kürzung angrenzender Äste wird den Tieren der Zugang zum Dach erschwert. Regenrinnen lassen sich mit glatten Blechen absichern und es kann ratsam sein, bei Katzenklappen auf ein Modell mit Chiplese-Funktion umzusteigen.
- Ungebetene Hausgäste freundlich vergrämen: Waschbären sind licht-, lärm- und geruchsempfindlich. Sind die Tiere bereits eingezogen, lassen sie sich oft durch das Einschalten der Dachboden- oder Garagenbeleuchtung, regelmäßiges lautes Sprechen, Stampfen oder auch Abspielen von Musik aus der Ruhe bringen. Auch das Auslegen von Mottenkugeln, Lavendelsäckchen oder ausgebürsteten Hundehaaren soll schon Wirkung gezeigt haben. Eine weitere Möglichkeit ist das Versprühen einer selbstgemachten Essiglösung. Hierfür werden einige Milliliter Haushaltsessig mit Wasser vermischt. Auch Pfeffer oder Pfeffer-Öl stören die empfindlichen Nasen der Tiere.
- Hinterlassenschaften entsorgen: Finden sich Waschbär-Fäkalien zum Beispiel auf dem Dachboden, sollten sie mit Handschuhen entfernt und in einem doppelten Plastikbeutel in der Restmülltonne entsorgt werden.
Obwohl Waschbären schon im 19. Jahrhundert zur Haltung auf sogenannten Pelztierfarmen aus Nordamerika nach Deutschland gebracht wurden, gehen die heute in Deutschland lebenden Tiere wahrscheinlich auf Individuen zurück, die in den 1930er- und 1940er-Jahren aus „Pelztierfarmen“ und Gehegen entkommen sind oder ausgesetzt wurden. Waschbären stellen keine Bedrohung für die Artenvielfalt dar. Seit ihrer Stigmatisierung durch die Aufnahme auf die EU-Liste invasiver Arten werden die Tiere trotzdem verstärkt verfolgt. In einigen deutschen Bundesländern wurden Schonzeiten verkürzt, was eine Tötung von Elterntieren und einen qualvollen Tod ihrer Kinder zur Folge haben kann. Allein im Jagdjahr 2022/2023 wurden deutschlandweit etwa 200.000 Waschbären mit Fallen gejagt oder direkt erschossen. [1]
Seit 2008 ist Deutschland frei von terrestrischer Tollwut und das Risiko einer Übertragung des Waschbärenspulwurms ist nahezu ausgeschlossen. Eine Ansteckung des Menschen als Fehlwirt ist extrem selten und findet ausschließlich durch den Kontakt mit infektiösen Eiern über den Mund statt – diese können sich im Kot erkrankter Tiere befinden. Selbst in Gebieten, in denen ein hoher Anteil der Waschbären Träger des Parasiten ist, tritt eine Waschbären-Spulwurminfektion beim Menschen nur äußerst selten auf.
PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und bestimmte Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.