Wegen illegaler Tierversuche gekündigt: Max-Planck-Institut und Forscherin einigen sich – PETA übt scharfe Kritik

PETA Logo

Das Arbeitsgericht Göttingen hat heute mitgeteilt, dass im Kündigungsschutzverfahren einer Forscherin, die illegale Tierversuche durchgeführt hatte, ein Vergleich geschlossen wurde. Dieser Vergleich enthält die einvernehmliche Beendigung des Arbeitsverhältnisses mit Ablauf des 31. Januars 2024. Im Juli 2022 hatte das Max-Plank-Institut für Multidisziplinäre Naturwissenschaften (MPI) in Göttingen der Frau fristlos gekündigt, weil sie mit Mäusen experimentiert hatte – ohne Genehmigung. Daraufhin reichte die Wissenschaftlerin eine Kündigungsschutzklage ein. Die Begründung: Sie sei davon ausgegangen, dass die Genehmigung der Experimente noch erteilt worden wäre. Nach einer gescheiterten Güteverhandlung sowie einer geplatzten mündlichen Verhandlung kam es schließlich zum Vergleich. Weitere Details sind nicht bekannt. Angesichts der zeitlichen Lücke zwischen der ausgesprochenen Kündigung und dem im Vergleich festgelegten Datum kann man annehmen, dass der Vergleich Lohnfortzahlungen für den Zeitraum oder einen sonstigen finanziellen Ausgleich vorsieht. PETA kritisiert, dass die Forscherin trotz ihrer illegalen Tierversuche so gut davonkommt.


„Die Forscherin hat offensichtlich gedacht, dass das ausnahmslose Genehmigungserfordernis für Experimente an Tieren für sie nicht gilt“, so Sabrina Engel, Fachreferentin für Tierversuche bei PETA Deutschland e.V. „Mit dieser zynischen Einstellung hat sie sich selbst über geltendes Recht gestellt und Tiere ohne Genehmigung zu Versuchsobjekten degradiert. Das MPI hat mit der Kündigung eigentlich korrekt und nach Vorschrift gehandelt. Doch es ist ein Skandal, dass es sich nun mit der Forscherin geeinigt hat. Vielmehr hätte es dafür sorgen müssen, dass ein Strafverfahren gegen die Frau eingeleitet wird. Dass das Fehlverhalten der Forscherin ohne weitere Konsequenzen bleibt, macht sprachlos. Über ihre Handlungen können wir nur mit dem Kopf schütteln. Es ist kaum vorstellbar, dass sie ihren Fehler nicht einsah, sondern sich zunächst anscheinend ernsthafte Chancen in einem Kündigungsschutzprozess ausrechnete. Ihr lebensverachtender Umgang mit Tieren steht exemplarisch für ein flächendeckendes Problem: Ungenehmigte und illegale Tierversuche sind in Deutschland keine Seltenheit. Die Regierung muss endlich handeln, indem sie einen strategischen Ausstiegsplan aus Tierversuchen angeht. Mit dem Research Modernisation Deal hat PETA schon lange ein 80-seitiges und wissenschaftlich fundiertes Strategiepapier zur Unterstützung der Behörden vorgelegt.“

Illegale Tierversuche in Deutschland

Illegale Tierversuche sind in Deutschland keine Seltenheit. Und das, obwohl die Tierschutz-Versuchstierverordnung seit über zehn Jahren die Umsetzung des 3R-Prinzips zur Vermeidung (Replacement), Verminderung (Reduction) und Verbesserung (Refinement) von Tierversuchen vorschreibt. Zuletzt hatten Recherchen des NDR gravierende Mängel und Rechtsbrüche in deutschen Tierversuchslaboren aufgedeckt. Die Liste der Missstände ist lang: Zu enge Käfige, Einzelhaltung sozial lebender Tiere ohne Genehmigung, zu gering dosierte Schmerzmittelgabe oder ungenehmigte Narkoseverfahren. Des Weiteren haben in über der Hälfte aller Bundesländer in den vergangenen zwei Jahren illegale Tierversuche stattgefunden. [1] Obwohl Kontrollen meist angekündigt werden, stellen Behörden immer wieder Verstöße fest. Geahndet werden diese oft nur mit einer Verwarnung oder einem geringen Bußgeld, falls die Verfahren nicht sogar eingestellt werden.

PETAs Motto lautet:

Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

Quellen

[1] NDR (2023): Illegale Tierverusche: Gravierende Verstöße in Versuchslaboren. Online abrufbar unter: https://www.ndr.de/der_ndr/presse/mitteilungen/Illegale-Tierversuche-Gravierende-Verstoesse-in-Versuchslaboren,pressemeldungndr24298.html (30.01.2024).

Kontakt

Kontakt
Kopieren