PETA erstattet Strafanzeige gegen Schweinezuchtbetrieb im Landkreis Schmalkalden-Meiningen
Wegen mehrerer Tierschutzverstöße erstattete PETA vergangenen Dezember Strafanzeige gegen alle Verantwortlichen eines Schweinezuchtbetriebs im Landkreis Schmalkalden-Meiningen. Die Staatsanwaltschaft Meiningen ist nun aufgefordert, wegen strafbarer Tiertötung und Tierquälerei durch Unterlassen in mehreren Fällen zu ermitteln (AZ PETA: 212/24 HH). Hintergrund der Anzeige ist eine Whistleblower-Meldung mit Informationen und Beweisaufnahmen von Anfang April bis Mitte November 2024. Das Material zeigt zahlreiche unterversorgte und kranke Ferkel sowie verletzte und ausgezehrte Schweinemütter. PETA fordert die Schließung des Betriebs sowie den längst überfälligen Ausstieg aus der landwirtschaftlichen Tierhaltung.
„Vernachlässigte, kranke und tote Ferkel in der Tierindustrie sind kein Einzelfall. Sie gehören auch in diesem Schweinezuchtbetrieb zur Tagesordnung und zeigen einmal mehr, dass Leid und Ausbeutung in der landwirtschaftlichen Tierhaltung systembedingt sind“, so Lisa Kainz, Agrarwissenschaftlerin und Fachreferentin bei PETA Deutschland. „Die Politik muss endlich den Ausstieg aus der landwirtschaftlichen Tierhaltung sowie die vegane Lebensweise der Menschen fördern. Nur so können grausame Vorkommnisse wie diese nachhaltig verhindert werden.“
Bildmaterial offenbart enormes Tierleid
Mit mehr als 5000 Schweinemüttern und fast 160.000 jährlich verkauften Ferkeln handelt es sich um einen Großbetrieb. Die Aufnahmen zeigen unter anderem ein Schweinebaby, das sich zum Sterben selbst überlassen wurde und bereits von Fliegen übersät ist. Weitere, bereits verstorbene Tiere werden von den Verantwortlichen entgegen den Vorgaben des Seuchenschutzes nicht rechtzeitig beseitigt. In einer Szene sieht man Ferkel, die einen toten Artgenossen bereits mehrfach mit dem Rüssel stupsen, eine häufige Vorstufe von Kannibalismus. Auf dem Bildmaterial sieht man zudem Ferkel mit Gelenkentzündungen, die auf eine Streptokokken-Infektion und damit auf unhygienische Zustände im Betrieb hindeuten können. Andere Jungtiere weisen Geschwüre, Abszesse und eitrige Wunden auf, ein Ferkel scheint im gesamten Hinterleib gelähmt zu sein. Die Aufnahmen zeigen außerdem Schweinemütter, die in derart engen Kastenständen fixiert sind, dass die harten Stäbe und Böden ihnen offene Wunden bereiten. Dokumentiert wurde zudem, dass eine Schweinemutter zusätzlich Ferkel anderer Schweinemütter übernehmen musste. Damit versorgte sie zwischen 20 und 25 Jungtiere anstelle der ohnehin schon belastenden zuchtbedingten 15 Babys.
Fälle wie dieser sind die Regel in der industriellen Tierwirtschaft
Seit Jahrzehnten werden immer wieder Foto- und Videoaufnahmen von vernachlässigten Tieren und anderen Formen von Tierquälerei in der landwirtschaftlichen Tierhaltung veröffentlicht. Angesichts der Tatsache, dass viele Einrichtungen kaum von den zuständigen Behörden kontrolliert werden, ist dies nicht verwunderlich: In Thüringen beispielsweise muss ein Betrieb im Schnitt nur alle 9,5 Jahre mit einer Kontrolle rechnen [1]. Und selbst diese seltenen Überprüfungen werden wegen Personalmangels oder zum bewussten Schutz der Betriebe oft mehrere Tage zuvor angekündigt. PETA erinnert daran, dass das Leid in der tierausbeutenden Fleisch-, Eier- und Milchindustrie größtenteils völlig legal ist: Im Jahr 2024 wurden allein in Deutschland rund 44 Millionen Schweine in enge Ställe eingesperrt, um sie zu mästen und ihres Fleisches wegen zu töten. Ferkeln werden die Zähne abgeschliffen und die Ringelschwänze abgeschnitten, um sie den vollkommen unnatürlichen Haltungsbedingungen anzupassen.
Tote und unterversorgte Schweinekinder in einem Schweinezuchtbetrieb im Landkreis Schmalkalden-Meiningen / © PETA Deutschland e.V.
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PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden. Der Mensch wird hierbei allen anderen Spezies gegenüber als überlegen angesehen. Daneben wird auch zwischen verschiedenen Tierarten unterschieden: So werden beispielsweise Schweine, Rinder und Hühner gequält und getötet, Hunde und Katzen hingegen liebevoll umsorgt.