Orang-Utan-Baby im Zoo Dresden geboren: PETA kritisiert Menschenaffenhaltung in Gefangenschaft und fordert Zuchtstopp

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In lebenslange Haft geboren: Wie der Dresdner Zoo gestern bekannt gab, hat Orang-Utan-Dame Daisy am Sonntagmorgen, dem 2. März, ein Baby zur Welt gebracht. Aus PETAs Sicht ist die Geburt jedoch kein Grund zur Freude: Denn das Orang-Utan-Mädchen ist nun ebenso wie ihre Eltern gezwungen, ihr gesamtes Leben unter artwidrigen Bedingungen in Gefangenschaft zu verbringen. Die Tierrechtsorganisation weist darauf hin, dass die Gefangenhaltung von Menschenaffen in Zoos mit der lebenslangen Inhaftierung eines Menschen vergleichbar ist. Infolgedessen und wegen der meist mangelhaften Haltungsbedingungen kommt es bei den Tieren immer wieder zu plötzlichen Todesfällen, Verhaltensstörungen und anderen Krankheiten. PETA fordert die Zooverantwortlichen auf, die Zucht zu beenden und die Menschenaffenhaltung auslaufen zu lassen.

„Der Orang-Utan-Nachwuchs im Dresdner Zoo leistet keinen Beitrag zum Artenschutz – das Baby wird lediglich als neuer Publikumsmagnet missbraucht, der die Kassen weiter klingeln lassen soll“, so Biologin Dr. Yvonne Würz, PETAs Fachreferentin für die Tiere in der Unterhaltungsindustrie. „Das Einsperren unserer nächsten Verwandten ist Tierquälerei. Die Zucht muss deshalb schnellstmöglich beendet werden.“

PETA kritisiert schon länger die Haltung von Orang-Utans im Dresdner Zoo. Die Tierrechtsorganisation hatte sich dafür eingesetzt, den Neubau des Orang-Utan-Hauses zu verhindern. Die Organisation forderte, die Tiere stattdessen in eine Auffangstation abzugeben und nicht mehr für die Zucht zu missbrauchen. Dennoch wurde das millionenschwere Bauvorhaben umgesetzt.  

Populationsrückgang trotz Zucht und angeblicher Aufklärungsarbeit von Zoos


Einer Studie zufolge hat sich der Bestand der Orang-Utan-Population auf Borneo seit 1999 etwa halbiert. [1] PETA weist zudem darauf hin, dass bereits über 1.500 gerettete Orang-Utans in Auffangstationen in ihren Heimatländern auf Wiederauswilderung warten. Dies ist für die in Zoos gezüchteten Tiere jedoch nicht vorgesehen. [2] „Während die letzten Lebensräume der Tiere in Indonesien zerstört werden, weil finanzielle Mittel für ihren Schutz fehlen, fließen jedes Jahr Millionen Euro an Steuergeldern in die sinnlose Haltung und Nachzucht von Orang-Utans in Gefangenschaft“, sagt Würz.
Tierkinder als Besuchermagnete missbraucht
Mit Artenschutz haben die ständigen Zuchtbemühungen der Zoos PETAs Ansicht nach wenig zu tun:
das „Europäische Erhaltungszuchtprogramm“ (EEP) wurde ins Leben gerufen, um die Zucht von Orang-Utans für die Zurschaustellung in Gefangenschaft zu koordinieren, nachdem das Washingtoner Artenschutzübereinkommen den Import aus dem Freiland untersagte. Da die Zoohaltung nichts mit der natürlichen Umgebung freilebender Menschenaffenfamilien zu tun hat, verstoßen Menschenaffen-Mütter in Gefangenschaft immer wieder ihre Babys. Bei knapp der Hälfte der Orang-Utan-Frauen im EEP, die Nachwuchs bekamen, musste mindestens ein Kind von Menschenhand aufgezogen werden. [3] Zudem können deutsche Zoos keine Auswilderungen bei Menschenaffen vorweisen – in Gefangenschaft haben die Tiere nahezu keine Möglichkeit, Verhaltensweisen, die für ein Überleben in der Natur unverzichtbar sind, zu erlernen.

Artgerechte Haltung von Menschenaffen in Gefangenschaft unmöglich

Die Bedürfnisse von Menschenaffen sind so komplex, dass ihnen kein Zoo einen artgerechten Lebensraum bieten kann. Studien zufolge leiden die Tiere in Zoos häufig unter schweren Verhaltensstörungen. [4] Laut einer von PETA in Auftrag gegebenen INSA-Meinungsumfrage vom April 2020 befürwortet mit 41 Prozent die relative Mehrheit der Befragten ein Ende der Zucht und Haltung von Menschenaffen in deutschen Zoos. Mit einer Petition auf ihrer Kampagnenwebsite appelliert die Tierrechtsorganisation an das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), die Gefangenhaltung und Zurschaustellung der sensiblen Tiere schnellstmöglich auslaufen zu lassen.

PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.

PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden. Der Mensch wird hierbei allen anderen Spezies gegenüber als überlegen angesehen. Daneben wird auch zwischen verschiedenen Tierarten unterschieden: So werden beispielsweise Schweine, Rinder und Hühner gequält und getötet, Hunde und Katzen hingegen liebevoll umsorgt.

Quellen

[1] Voigt et al. (2018): Global Demand for Natural Resources Eliminated More Than 100,000 Bornean Orangutans. In: Current Biology 28, 1–9.
[2] Max-Planck-Gesellschaft (2016): Vermischung von Orang-Utan-Unterarten beunruhigt Forscher. Online abrufbar unter: https://www.mpg.de/10326896/orang-utan-unterarten-vermischung. (05.03.2025).
[3] Kaumanns, W. et al. (2004). Menschenaffen in Menschenhand – Langzeitentwicklung europäischer Menschenaffenpopulationen, Der Zoologische Garten N.F. 74, 4-5, S. 217-228
[4] Birkett, L.P. & Newton-Fisher, N.E. (2011): How Abnormal Is the Behaviour of Captive, Zoo-Living Chimpanzees? PLoS ONE 6(6): e20101. doi:10.1371/journal.pone.0020101.

Weitere Informationen

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