Animal Hoarding: Etwa 630 Degus aus katastrophaler Haltung gerettet – PETA erstattet Strafanzeige

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Klarer Fall von Animal Hoarding: Das Uelzener Tierheim hat nach eigenen Angaben 630 Degus aus einer Wohnung gerettet, in der die ursprünglich aus Chile stammenden Nagetiere unter katastrophalen Bedingungen gehalten worden waren. Von den geretteten Nagern sind laut Tierheim Uelzen mittlerweile bereits 25 verstorben oder mussten eingeschläfert werden. Weitere 25 Tiere waren laut Angaben des Tierheims bereits bei der Rettungsaktion tot aufgefunden worden. Die Tierrechtsorganisation PETA hat daraufhin am 3. April Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Lüneburg gegen die für die tierschutzwidrige Haltung verantwortliche Person erstattet.

„630 Degus in einer kleinen Wohnung zu halten, ist absolut tierschutzwidrig und muss für die kleinen Nager großes Leid bedeutet haben“, so Annika Lewald, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei PETA. „Wir haben Strafanzeige gegen die Halterin oder den Halter erstattet und sind froh, dass der Großteil der Degus noch lebend gerettet werden konnte. Da es sich bei den Tieren nicht um domestizierte „Haustiere“ handelt und sie sich daher kaum an Menschen gewöhnen, müssen die Degus extrem und dauerhaft gestresst gewesen sein und sind womöglich auch traumatisiert. Wir fordern dringend ein Tierhalteverbot für die Halterin oder den Halter, die oder der die Tiere wahrscheinlich auch aus Profitgründen gehalten und gezüchtet hat.“

Animal Hoarding – die Sucht, Tiere zu sammeln

Regelmäßig erschüttern Fälle von Animal Hoarding, dem krankhaften Sammeln von Tieren, die Öffentlichkeit. Jedes Jahr beschlagnahmen Veterinärämter Tiere aus Wohnungen, Scheunen und Kellern. Von 2012 bis 2022 waren mindestens 35.000 Lebewesen von krankhafter Tierhortung betroffen – wobei die Dunkelziffer weitaus höher liegen dürfte. [1] Im Schnitt fanden die Behörden 76 Lebewesen in den Sammlerhaushalten. In vielen Fällen sind sie so krank, dass sie eingeschläfert werden müssen oder auf intensive, langwierige Versorgung angewiesen sind. Denn bei der großen Zahl an gehaltenen Tieren sind die Menschen schnell überfordert. Sie werden selten ausreichend tierärztlich behandelt und leiden häufig unter Nahrungs- und Wassermangel sowie den unhygienischen Zuständen, in denen sie ihr Dasein fristen. Durch die verheerende Haltung und das dadurch verursachte psychische Leid sind Lebewesen, die aus solchen Haltungen gerettet wurden, zudem oftmals schlecht bis kaum vermittelbar. Schätzungen zufolge werden 60 bis 100 Prozent der Animal Hoarder rückfällig, wenn ihnen Tiere weggenommen wurden oder sie Tiere freiwillig abgegeben haben. [2; 3] Daher erhalten sie häufig Haltungsauflagen oder auch Tierhalteverbote. Sie benötigen außerdem psychotherapeutische Unterstützung bei der Überwindung ihrer Krankheit.

PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und bestimmte Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

Quellen

[1] Du und das Tier: Krankhafte Tierliebe. Online abrufbar unter: https://www.duunddastier.de/ausgabe/animal-hoarding/?issue=6256&y=2019 (01.06.2022)
[2] Cook, Bonnie L.: Helping ‘Animal Hoarders’ and Their Pets Is No Simple Task. Knight Ridder Newspapers, Sept. 23rd, 2004.
[3] Patronek, Gary J., V.M.D., Ph.D.: Hoarding of Animals: An Under-Recognized Public Health Problem in a Difficult-to-Study Population. Public Health Reports 114 (1999): 81–86.

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