Verfahren nach schwerer Misshandlung auf Kälberauktion eingestellt: PETA übt scharfe Kritik an Rechtspraxis, die Tiere in Klassen unterteilt

Eine Person quält Kälber

Misshandlung von Kälbern bleibt fester Bestandteil der Milchindustrie: Das Ermittlungsverfahren gegen den Zuchtverband für oberbayerisches Alpenfleckvieh Miesbach e.V. wurde eingestellt. In ihrer Begründung gab die Staatsanwaltschaft München II an, man könne die Identität der Kälber nicht erkennen. Weil dadurch Art, Dauer, Umfang und Erheblichkeit der Schmerzen nicht eingeordnet werden können, würden Untersuchung, Befunderhebung und Diagnoseerstellung nicht gelingen. Im Sommer vergangenen Jahres veröffentlichten PETA zugespieltes Bild- und Videomaterial der Kälberauktion und erstattete Strafanzeige gegen die Verantwortlichen. Die Aufnahmen dokumentierten über drei Jahre hinweg massive Gewalt gegenüber Kälbern vor, während und nach den Auktionen. PETA wird daher bei der Generalstaatsanwaltschaft München Beschwerde gegen die Einstellung des Verfahrens einlegen. Außerdem übt die Tierrechtsorganisation scharfe Kritik an der Rechtspraxis, die Tiere in unterschiedliche Klassen einteilt, obwohl das Tierschutzgesetz alle Wirbeltiere gleich behandelt.

„Es macht fassungslos, dass das Verfahren trotz zweifelsfreier Gewalt gegen die Kälber eingestellt wurde. Wären die misshandelten Tierkinder Hundewelpen gewesen, wäre der gesellschaftliche Aufschrei sicher groß und das Verfahren nicht eingestellt worden“, so Lisa Kainz, Fachreferentin für Tiere in der Ernährungsindustrie bei PETA. „Es kann nicht sein, dass Kühe, Schweine und Hühner in der Landwirtschaft wie Tiere zweiter Klasse behandelt werden, obwohl diese ebenso wie Hunde oder Katzen Schmerzen, Leid und Freude empfinden. Wer schutzlosen Kälbern helfen möchte, lebt vegan.“

Kein Einzelfall, sondern Tagesgeschäft

Die Aufnahmen zeigen jahrelange und massive Gewalt gegen Kälber. Die Tiere werden getreten, an den Ohren gezogen und ihre Schwänze werden schmerzhaft gebogen, wenn sie schneller laufen sollen oder vor Schwäche nicht mehr aufstehen oder gehen können. Etwa 600 wenige Wochen alte Kälber werden wöchentlich für die Kälberauktionen des betroffenen Zuchtvereins verladen und wie Ware verscherbelt. Anschließend landen sie entweder auf Langstreckentransporten ins Ausland, in Mast- oder Milchbetrieben. Damit eine Kuh Milch produziert, muss sie ein Kind zur Welt bringen. Für diese existiert jedoch kein relevanter Markt in Deutschland, weshalb sie oftmals unter qualvollen Haltungsbedingungen im Ausland gemästet und dann gewaltsam im Schlachthaus getötet werden. Wer Milchprodukte kauft, unterstützt also auch immer die Fleischindustrie sowie qualvolle Tiertransporte.

Milchkonsum ist speziesistisch

Kuhmilch ist für Kälber, nicht für Menschen. Die Muttermilch einer anderen Spezies zu trinken, ist weder natürlich noch notwendig, ganz im Gegenteil: Es ist speziesistisch. Rinder sind fühlende Lebewesen, die nach Ansicht der Tierrechtsorganisation genau wie Menschen ein Recht auf ein Leben in Freiheit und Unversehrtheit haben. Sie einzig und allein auf ihren vermeintlichen Nutzen herabzustufen, auszubeuten und in ein extrem qualvolles Leben hineinzuzwingen, basiert auf Speziesismus. Analog zu den Begriffen Rassismus und Sexismus beschreibt Speziesismus eine Form der Diskriminierung – genauer gesagt, die Abwertung empfindungsfähiger Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit. Der Mensch wird hierbei allen anderen Spezies gegenüber als überlegen angesehen. Daneben wird auch zwischen verschiedenen Tierarten unterschieden: So werden beispielsweise Hunde und Katzen liebevoll umsorgt, Schweine, Rinder und Hühner hingegen werden getötet und gegessen. Dabei können sie alle Freude und Leid empfinden und haben daher ein Interesse daran zu leben und nicht verletzt zu werden.

Die Aufnahmen zeigen den rohen Umgang mit den Kälbern. / © PETA Deutschland e.V.

Diesen und weitere Screenshots aus dem Video können Sie hier herunterladen.

Das Videorohmaterial senden wir auf Anfrage gerne zu.

PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und bestimmte Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

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