Das leidvolle Leben der „Stadttauben“: Tiere sind dringend auf Hilfe angewiesen – PETA gibt Tipps

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Organisation fordert betreute Taubenschläge in allen deutschen Städten

Wer kennt sie nicht? Tauben, die in Innenstädten, Einkaufspassagen und Bahnhofshallen nach Essbarem suchen. Von vielen Menschen verscheucht, haben die Vögel ein leidvolles Leben. Denn sie sind domestizierte Tiere und deren Nachkommen und deshalb nicht für ein unbetreutes Leben auf der Straße gerüstet. Hinzu kommt ein angezüchteter „Brutzwang“, so dass die Tiere nicht nur sich selbst, sondern bis zu 6 Brut-Zyklen mit jeweils zwei Küken im Jahr versorgen müssen. PETA-Fachreferentin Monic Moll erklärt, wie sehr die Tiere auf menschliche Hilfe angewiesen sind und welche Maßnahmen ihr Leben nachhaltig verbessern können. PETA appelliert außerdem an alle deutschen Stadtverwaltungen und Kommunen, wo nötig betreute Taubenschläge nach dem Augsburger Modell zu errichten.

„Das Leid der Stadttauben’ ist menschengemacht“, so Monic Moll. „Jedes Jahr stranden unzählige sogenannte Brieftauben und Hochzeitstauben in deutschen Städten. Es sind desorientierte, erschöpfte Tiere, die von Züchterinnen und Züchtern für Wettflüge oder Hochzeiten aufgelassen wurden. Wenn sie den Weg nach Hause nicht mehr finden, schließen sie sich Stadttaubenpopulationen an und vergrößern das Leid. Ohne menschliche Versorgung hungern die Vögel und fallen häufig Tierquälern zum Opfer. Wer einige Tipps beherzigt, kann ‚Stadttauben’ unterstützen und sie vor Leid bewahren.“

PETA gibt Tipps:

  • Tauben füttern, oder nicht? Natürlicherweise ernähren sich Tauben von Körnern und Samen. Diese sind in Städten allerdings rar, weshalb die meisten Vögel auf minderwertige Nahrung wie menschliche Essensreste zurückgreifen müssen. Brot, Pommes und verschimmelte Pizza schwächen das Immunsystem der Tiere und lassen sie schneller erkranken. Menschen, die Tauben helfen möchten, sollten sich vorab informieren, ob ein Taubenfütterungsverbot in ihrer Stadt oder Gemeinde besteht. Ist die Versorgung erlaubt, können die Tiere mit Körnermischungen beispielsweise aus Weizen, Sonnenblumenkernen und Mais unterstützt werden. Wenn ein Fütterungsverbot gilt und es kein Taubenmanagement gibt, ist es sinnvoll, sich mit der Bitte um Etablierung betreuter Taubenschläge nach dem Augsburger Modell an den Gemeinderat oder Stadtrat sowie die Bürgermeisterin oder den Bürgermeister zu wenden. Findet sich ein betreuter Taubenschlag in der Nähe, sollte nicht gefüttert werden, damit die Tauben den Schlag nicht verlassen. Im Sommer können Wasser und eventuell auch eine Bademöglichkeit zur Erfrischung angeboten werden.
  • Tauben brüten auf dem Balkon: Tauben brüten ganzjährig. Einige Tiere nisten dabei gerne in Menschennähe. Um das Leid der „Stadttauben“ zu verringern, kann es sinnvoll sein, frisch gelegte Eier gegen im Fachhandel erhältliche Ei-Attrappen auszutauschen.
  • Verletzte Taube gefunden: Menschen, die eine verletzte Taube finden, können, wenn in der Umgebung vorhanden, zunächst die Taubenhilfe kontaktieren. Viele Taubengruppen organisieren sich über soziale Netzwerke und stehen in Kontakt mit erfahrenen ehrenamtlichen Taubenpäpplern. Findet sich keine entsprechende Gruppierung, sind Tierschutzvereine oder Tierheime die richtige Adresse. Sollte im akuten Notfall niemand erreichbar sein, ist es ratsam, das verletzte Tier einzufangen und in einem dunklen Karton in eine tierärztliche Praxis zu bringen. Tierschutzvereine im Landkreis kommen in der Regel für die Behandlungskosten auf. Einige Tierärztinnen und Tierärzte behandeln Wildtiere auch kostenlos, sind dazu aber nicht verpflichtet.
  • Gefährliche Vergrämungsmethoden: Immer wieder nutzen Städte gefährliche Vergrämungsmethoden wie Spikes oder Netze, um Tauben am Niederlassen zu hindern. Nicht selten verheddern sich die Tiere an oder in den Vorrichtungen und sterben qualvoll. Tauben sind auf wachsame Menschen angewiesen, die Tiere in akuter Notlage entdecken und Hilfe organisieren. Tierschutzvereine oder die Taubenhilfe sind auch hier die richtige Anlaufstelle. Für Tiere lebensgefährliche Vergrämungsmethoden können außerdem den Behörden oder mit Foto beziehungsweise Videobeweis über PETAs Whistleblower-Formular gemeldet werden.
  • Sich in der Taubenhilfe engagieren: Menschen, die darüber hinaus für Tauben aktiv werden wollen, können sich in der Taubenhilfe engagieren und beispielsweise in Städten mit betreuten Taubenschlägen beim Tauschen der Eier helfen. Es werden außerdem immer wieder fachkundige Personen gesucht, die junge, verletzte oder kranke Tauben aufnehmen und pflegen.

Artgerechte Nahrung und Ei-Attrappen: Das Augsburger Modell unterstützt Tauben in Städten

Das Augsburger Modell ist die einzige nachhaltige und tierleidfreie Lösung, um Taubenpopulationen zu kontrollieren. Dabei lässt die Stadtverwaltung betreute Taubenschläge errichten. Die Vögel erhalten dort artgerechte Nahrung und ihre Eier können durch Ei-Attrappen ausgetauscht werden. Ebenso landet der Großteil des Kots der Tiere in den Taubenschlägen und nicht mehr auf den städtischen Straßen, Plätzen und Gebäuden.

Tauben sind sehr treue, soziale und intelligente Tiere: Sie können sich 100 verschiedene Fotos merken, Menschen wiedererkennen und sogar weiblich und männlich gelesene Gesichter unterscheiden. Einigen Vögeln wurde beigebracht, Gemälde unterschiedlicher Künstler:innen auseinanderzuhalten, Brustkrebs auf Röntgenbildern zu erkennen und sogar englische Wörter zu lernen.[1]

PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und bestimmte Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

Quellen

[1] Schneider, Karin: Tauben, Ein Portrait von Karin Schneider., 1. Auflage, Berlin, MSB Matthes & Seitz Berlin Verlagsgesellschaft mbH, 2021

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