Eine Anfang Februar 2025 durchgeführte repräsentative INSA-Meinungsumfrage unter 1.000 Bürgerinnen und Bürgern aus Nordrhein-Westfalen ergab, dass mittlerweile 70 Prozent der Befragten ein Verbot von Pferden bei Karnevalsumzügen befürworten. 20 Prozent lehnen dies ab. Anfang 2018 sprachen sich bei einer repräsentativen INSA-Umfrage unter NRW-Bürgerinnen und -Bürgern nur 47 Prozent für eine Verbotsregelung aus, 45 Prozent waren dagegen. PETA hat die für Tierschutz zuständige Ministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Silke Gorißen, diese Woche in einem Schreiben über das Ergebnis der Umfrage informiert und dazu aufgefordert, den Einsatz von Pferden bei den Umzügen ab 2026 zu untersagen. Für den 3. März ist bei verschiedenen Rosenmontagszügen in Nordrhein-Westfalen erneut der Einsatz hunderter Pferde geplant.
„Der sich bei jedem Umzug wiederholende Anblick von gestressten Pferden und der schwere Kutschunfall 2018 in Köln dürften zu dem Stimmungsumschwung beigetragen haben“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA. „Wir erwarten von der Landesregierung ein Umdenken. Niemand kann mehr abstreiten, dass die meisten Menschen den jährlichen Pferdemissbrauch ablehnen.“
Details zum Umfrageergebnis
Laut der von PETA beauftragten Umfrage sind mit 78 Prozent besonders viele Frauen für den Ausschluss von Pferden bei Karnevalsumzügen, aber auch 61 Prozent der Männer. Hinsichtlich der Parteipräferenz der Befragten positionieren sich vor allem CDU- (28 Prozent) und FDP-Anhänger (26 Prozent) gegen ein Verbot, während ein hoher Anteil der Anhänger der Grünen (83 Prozent) und des Bündnis Sahra Wagenknecht (82 Prozent) dafür ist. Die Kommunalpolitik in Köln, Düsseldorf und Aachen wurde ebenfalls über das Ergebnis informiert.
Missbrauch, kein Brauchtum
Pferde in einer Innenstadt einzusetzen, ist nach PETAs Ansicht Missbrauch. Laute Musik und Menschenmassen setzen die Tiere enormem Stress aus. Selbst bei trainierten Pferden kann eine geringe Störung den Fluchtinstinkt auslösen. Gegen die vom Land Nordrhein-Westfalen 2021 veröffentlichten Leitlinien zum Einsatz von Pferden in Karnevalsumzügen wird regelmäßig verstoßen, etwa indem Pferde unmittelbar vor oder nach Musikkapellen laufen müssen.
Experten bestätigen Tiermissbrauch bei Rosenmontagszügen
Der Fachbuchautor und Experte für hippologische Fachfragen Ingolf Bender erklärte im Mai 2024 in einer neunseitigen Stellungnahme, dass die „Nutzung von Pferden in Karnevals-Umzügen vor allem aus Tierschutzgründen in Verbindung mit der Gefahrenabwehr für Menschen kompromisslos abzulehnen“ sei. Zudem könnten „Motive wie Tradition und ‚Volksbelustigung‘ […] niemals als vernünftige Gründe gelten, die es rechtfertigen würden, Tierleid zu akzeptieren.“ Im Juni 2024 analysierte der Fachtierarzt für Pferde und Buchautor Dr. med. vet. Maximilian Pick ein 27-minütiges Video mit Szenen vom Rosenmontagszug 2024 in Köln. Er kam zu dem Ergebnis, dass das Verhalten einiger Pferde als Ausdruck von Angst zu verstehen ist und „Angst […] zu einem erheblichen Leiden der Pferde“ führt, was als Verstoß gegen das Tierschutzgesetz zu sehen sei.
Städte wie Bonn gehen mit gutem Beispiel voran
In Bonn werden keine Pferde mehr beim Rosenmontagsumzug eingesetzt. Das Präsidium des Festausschusses Bonner Karneval begründete die Entscheidung 2021 mit Tierwohl und Sicherheit. Auch die Verantwortlichen der Cranger Kirmes in Herne gaben 2023 bekannt, den dazugehörigen Umzug künftig ohne Pferde zu gestalten. Ebenfalls 2023 hat der Schützenverein Warburg aus Sicherheits- und Tierschutzgründen entschieden, seine Umzüge ohne Kutschen und berittene Schützen durchzuführen.
PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden. Der Mensch wird hierbei allen anderen Spezies gegenüber als überlegen angesehen. Daneben wird auch zwischen verschiedenen Tierarten unterschieden: So werden beispielsweise Schweine, Rinder und Hühner gequält und getötet, Hunde und Katzen hingegen liebevoll umsorgt.