Schimpansenbaby im Osnabrücker Zoo kurz nach der Geburt gestorben: PETA fordert Ende der Gefangenschaft für Menschenaffen

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Wie der Osnabrücker Zoo heute bekannt gab, ist dort gestern das Baby der Schimpansen-Mutter Tamika kurz nach der Geburt gestorben. Es sei am Ende des Geburtsvorgangs aus großer Höhe abgestürzt. PETA kritisiert die ständigen Zuchtbemühungen scharf: Aufgrund der unnatürlichen und meist mangelhaften Haltungsbedingungen in Zoo-Gefangenschaft kommt es bei Menschenaffen immer wieder zu plötzlichen Todesfällen, Verhaltensstörungen und anderen Krankheiten; auch Babys werden in Zoos oft von ihren Müttern verstoßen. Laut der Tierrechtsorganisation ist die Gefangenhaltung von Menschenaffen in Zoos mit der lebenslangen Inhaftierung eines Menschen vergleichbar. PETA fordert die Zooverantwortlichen auf, die Zurschaustellung der sensiblen Tiere schnellstmöglich zu beenden.

„Menschenaffen können nicht tiergerecht in Gefangenschaft gehalten werden. Auch das Argument des Artenschutzes zählt nicht: Es ist nahezu unmöglich, im Zoo geborene Menschenaffen erfolgreich auszuwildern“, so Biologin Dr. Yvonne Würz, PETAs Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche. „Es ist an der Zeit, einzusehen, dass Tiere nicht mehr gefangen gehalten und ausgestellt werden dürfen wie früher Menschen auf Jahrmärkten oder sogenannten Völkerschauen.“

Tierkinder als Besuchermagneten missbraucht

Mit Artenschutz haben die ständigen Zuchtbemühungen der Zoos PETAs Ansicht nach wenig zu tun: Das „Europäische Erhaltungszuchtprogramm“ (EEP) wurde ins Leben gerufen, um die Zucht von Menschenaffen für die Zurschaustellung in Gefangenschaft zu koordinieren, nachdem das Washingtoner Artenschutzübereinkommen den Import der Tiere aus dem Freiland untersagte. Da die Zoohaltung nichts mit der natürlichen Umgebung freilebender Menschenaffenfamilien zu tun hat, verstoßen Menschenaffen-Mütter in Gefangenschaft immer wieder ihre Babys. Zudem sind in deutschen Zoos seit Anfang 2010 mindestens 25 junge Menschenaffen gestorben. Die Todesursachen sind häufig Infektionen. Deutsche Zoos können außerdem keine Auswilderungen bei Menschenaffen vorweisen – in Gefangenschaft haben die Tiere nahezu keine Möglichkeit, Verhaltensweisen, die für ein Überleben in der Natur unverzichtbar sind, zu erlernen.

Tiere aufgrund des immensen Leids mit Psychopharmaka ruhiggestellt

Die Bedürfnisse von Menschenaffen sind so komplex, dass ihnen kein Zoo einen artgerechten Lebensraum bieten kann. Studien zufolge leiden die Tiere in Zoos häufig unter schweren Verhaltensstörungen. [1] Ihr psychisches Leid äußert sich durch Selbstverstümmelung, extreme Zurückgezogenheit, permanentes Hin- und Herschaukeln des Oberkörpers bis hin zum Verzehr der eigenen Exkremente. Zum Teil verabreichen Zoos den Tieren sogar Psychopharmaka, damit sie die lebenslange Gefangenschaft überhaupt ertragen und die Folgen der Gefangenschaft für die Besucher nicht zu offensichtlich sind.

INSA-Umfrage: Mehrheit der Befragten befürwortet Ende der Menschenaffenhaltung

Laut einer von PETA in Auftrag gegebenen INSA-Meinungsumfrage vom April 2020 befürwortet mit 41 Prozent die relative Mehrheit der Befragten ein Ende der Zucht und Haltung von Menschenaffen in deutschen Zoos. Mit einer Petition auf ihrer Kampagnenwebsite appelliert die Tierrechtsorganisation an das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), die Gefangenhaltung und Zurschaustellung der sensiblen Tiere schnellstmöglich auslaufen zu lassen.

PETAs Motto lautet in Teilen:

Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

Quellen

[1] Birkett, Lucy/P., Newton-Fisher/Nicholas E. (2011): How Abnormal Is the Behaviour of Captive, Zoo-Living Chimpanzees? PLoS ONE 6(6): e20101. doi:10.1371/journal.pone.0020101.

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