Am morgigen Samstag findet auf dem Stadtteilbauernhof in Stuttgart-Bad Cannstatt ein sogenanntes Schafschurfest statt. Laut Veranstaltungswebsite des Magazins LIFT können auch „Kids zwischen 6 und 14 Jahren tüchtig unterstützen“. [1] PETA betont, dass beim kompetitiven Schafscheren Verletzungen, Gewalt und Anspannung bei den Tieren vorprogrammiert sind. Die Tierrechtsorganisation ruft insbesondere Eltern dazu auf, ihren Kindern Mitgefühl für Schafe und andere Lebewesen zu vermitteln.
„Schafe sind kein Spielzeug – weder für Erwachsene noch für Kinder. Sie sind intelligente und schmerzempfindliche Wirbeltiere“, so Julia Zhorzel, PETAs Fachreferentin für Tiere in der Textilindustrie. „Schafschurfeste wie in Bad Cannstatt sind reine Profitmacherei. Bei derartigen Publikumsveranstaltungen werden die Tiere nicht nur einem erhöhten Verletzungsrisiko ausgesetzt. Auch die laute Musik und das applaudierende Publikum stressen die sensiblen Fluchttiere immens. Zudem wird Kindern vermittelt, dass es in Ordnung sei, fühlende und schmerzempfindliche Tiere auszubeuten. Wir appellieren an alle Menschen und insbesondere Eltern, die Gewalt an Tieren nicht zu bagatellisieren und derartige Veranstaltungen nicht zu besuchen.“
Wissenschaftlich bewiesen: Schur verursacht Leid
Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse bestätigen, worauf Fachleute seit Jahren hinweisen: Schafe stehen während der Schur unter „akutem Stress“. Ihre Körpertemperatur steigt und ihr Stresshormonlevel schießt in die Höhe. Da Schafe den Menschen als potenzielle Gefahr wahrnehmen, kann die Schur zudem weitere negative Reaktionen wie erhöhten Blutdruck und Herzschlag, beschleunigte Atmung sowie Veränderungen im Verhalten der Tiere auslösen. Diese physiologischen Effekte sind sogar noch bis zu 60 Minuten nach der Schur feststellbar. [2] Besonders die Teilnahme Minderjähriger sieht PETA kritisch. Häufig fehlt es ihnen an der nötigen Konzentration und Reife im Umgang mit unseren Mitgeschöpfen. Verlieren Kinder die Kontrolle über ein Schaf, erhöht sich die Belastung für das Tier zunehmend.
Schafe ohne natürlichen Fellwechsel sind Qualzuchten
Im Sommer leiden die züchterisch manipulierten Tiere unter dem Gewicht und der Wärme ihres dichten Fells. Nach der Schur hingegen sind sie anfällig für Lungenerkrankungen und können bei Kälteeinbrüchen sogar erfrieren. Ohne die Fähigkeit, ihr Fellwachstum eigenständig zu regulieren, sind die Tiere Hitze und Kälte schutzlos ausgeliefert und in der Natur oftmals lebensunfähig. Somit sind auch Argumente wie „Landschaftspflege“ oder „Artenschutz“ keine ausreichenden Gründe, um ganzjährig bewollte Schafe zu züchten – und damit jedes Jahr aufs Neue Leid während der Schur in Kauf zu nehmen.
PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und bestimmte Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.