Tierquälerische Schimpansenhaltung im Zoo Magdeburg – PETA erstattet Strafanzeige und fordert Ende der Gefangenschaft von Menschenaffen

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Magdeburg / Stuttgart, 6. September 2021 – Im September 2019 gelang es zwei Schimpansen, aus dem Außengehege im Magdeburger Zoo auszubrechen. Seit dem Vorfall vor zwei Jahren ist die zehnköpfige Schimpansengruppe ausschließlich im Innengehege eingesperrt. Dies verstößt gegen die Mindestanforderungen des Bundeslandwirtschaftsministeriums, laut denen der Zugang zu einem Außengehege notwendig ist. [1] Daher hat PETA nun bei der Staatsanwaltschaft Magdeburg Strafanzeige gegen die Zoo-Verantwortlichen erstattet. Die Tierrechtsorganisation kritisiert die Untätigkeit von Behörden und des Zoos und fordert, schnellstmöglich eine Lösung zu finden, damit die Menschenaffen zumindest nicht weiterhin gezwungen sind, im Innengehege auszuharren. Zudem appelliert PETA an Politik und Zoo, die Gefangenhaltung von Menschenaffen im Magdeburger Zoo gänzlich auslaufen zu lassen.

„Es ist ein Verbrechen, Menschenaffen einzusperren. Sie sind unschuldige Gefangene, die frei sein wollen – Ausbruchversuche wie 2019 in Magdeburg verwundern daher nicht“, so Biologin Dr. Yvonne Würz, PETAs Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsindustrie.

Das Schimpansenhaus war erst 2014 eröffnet worden. Zoo-Verantwortliche sprechen von einer „tiergärtnerischen Fehlplanung“, durch die das Außengehege nicht ausbruchssicher ist. Die Mängel sollen durch einen weiteren Neubau bis 2023 behoben werden, der die Stadt erneut knapp zwei Millionen kosten würde. Im September soll der Stadtrat voraussichtlich über die Baupläne entscheiden.

Dr. Würz übt scharfe Kritik: „Es ist absolut inakzeptabel, dass hier nicht längst eingeschritten wurde und die Tiere sogar noch mindestens weitere zwei Jahre in dem Schimpansen-Gefängnis eingekerkert bleiben sollen. Stattdessen sollte der Zoo die Schimpansenhaltung grundsätzlich beenden.“

Artgerechte Haltung von Menschenaffen in Gefangenschaft unmöglich

Die Bedürfnisse von Menschenaffen sind so komplex, dass ihnen kein Zoo einen artgerechten Lebensraum bieten kann. Schimpansen sind die nächsten Verwandten des Menschen und für sie ist es psychisch extrem belastend, zu einem ‚Leben‘ in Gefangenschaft gezwungen zu sein. In Zoos entwickeln sie oft deutliche Verhaltensstörungen – auch in akkreditierten und vergleichsweise großen Einrichtungen, wie wissenschaftliche Studien belegen. [2-3] Diese äußern sich etwa durch Selbstverstümmelung, zwanghaftes Hin- und Herschaukeln des Oberkörpers bis hin zum Verzehr der eigenen Exkremente. Zum Teil verabreichen Zoos den Tieren Psychopharmaka, damit sie die lebenslange Gefangenschaft überhaupt ertragen und ihr Leid Außenstehenden weniger auffällt.

Kein Artenschutz sowie Verschwendung von Steuergeldern

Auswilderungen sind für die in Zoos gezüchteten Tiere nicht vorgesehen, denn in den Schaugehegen können sie wichtige Verhaltensweisen für ein Überleben in der Natur nicht erlernen. Trotzdem investieren zoologische Einrichtungen Millionen Euro an Steuergeldern in teure und fragwürdige Nachzuchtprogramme und kostenintensive Bauprojekte. Durch Maßnahmen zum Erhalt des natürlichen Lebensraums der Tiere hingegen könnten weitaus mehr Menschenaffen geschützt werden. Laut einer von PETA in Auftrag gegebenen INSA-Meinungsumfrage befürworten 41 Prozent der Befragten ein Ende der Zucht und Haltung von Menschenaffen in deutschen Zoos. Im Rahmen der Kampagne „Menschenaffen raus aus Zoos“ fordert PETA, das Gefangenendasein der Tiere zu beenden.

PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.

[1] Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2014): Gutachten über Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren. Online abrufbar unter: https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Tiere/Tierschutz/HaltungSaeugetiere.html. (10.05.21).

[2] Birkett, L.P./Newton-Fisher, N.E. (2011): How Abnormal Is the Behaviour of Captive, Zoo-Living Chimpanzees? PLoS ONE 6(6): e20101. doi:10.1371/journal.pone.0020101.

[3] Jacobson, S.L. et al. (2016): Characterizing abnormal behavior in a large population of zoo-housed chimpanzees: prevalence and potential influencing factors. PeerJ 4: e2225. Online abrufbar unter: https://doi.org/10.7717/peerj.2225. (16.03.2021).

Weitere Informationen:
PETA.de/Neuigkeiten/Zoo-Magdeburg-Schimpansen
PETA.de/Kampagnen/Menschenaffen/

Pressekontakt:
Valeria Goller, +49 711 860591-521, [email protected]

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