Wieder Ponykarussell auf der Mannheimer Maimess: PETA kritisiert Stadtverwaltung für Weigerung, Verbotsbeschluss umzusetzen

Ponys laufen eng gedrängt in einem sogenannten Ponykarussell

PETA Streetteam demonstriert ab 16 Uhr

Kritik an Ponyschinderei: Auf der Mannheimer Maimess, die vom 27. April bis 12. Mai stattfindet, ist auch in diesem Jahr ein sogenanntes Ponykarussell zugelassen. Und das, obwohl der Hauptausschuss des Mannheimer Gemeinderates bei einer Sitzung im Dezember 2022 das Ponyreiten auf kommunalen Flächen ab 2024 eigentlich verboten hatte. PETA erhielt bereits wieder aktuelle Besucherbeschwerden und übt scharfe Kritik am Mannheimer Oberbürgermeister Christian Specht. Zahlreiche Städte mit erfolgreich umgesetzten Verbotsbeschluss, wie etwa München und Ludwigshafen, zeigen, dass rechtliche Bedenken kein Grund sein sollten, den politischen Beschluss zu ignorieren. Die Tierrechtsorganisation fordert die Mannheimer Stadtverwaltung daher auf, das demokratisch beschlossene Verbot zum Schutz der Ponys endlich umzusetzen. Um der Forderung Nachdruck zu verleihen, demonstrieren Freiwillige des PETA Streetteams Heidelberg heute von 16 bis 19 Uhr an der Heinrich-Zille-Straße in Mannheim für das Verbot des Ponykarussells.

„Es kann nicht sein, dass sich die Stadtverwaltung einfach über einen demokratischen Beschluss hinwegsetzt, um die für die Tiere leidvolle ‚Kinderattraktion‘ weiter zu dulden. Ponys sind fühlende Lebewesen und keine Rondellmaschinen, die man stundenlang im Kreis laufen lässt – das verstehen auch Kinder“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA. „Die Stadtverwaltung muss sich ebenfalls ihrer Verantwortung bewusst werden und das Ponykarussell-Verbot im Sinne der Tiere und der Bürgerinnen und Bürger umsetzen.“

Im Dezember 2022 hatte der Mannheimer Gemeinderat in seiner Sitzung mehrheitlich dem Antrag von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und Li.Par.Ti (Die Linke/Die Partei/Tierschutzpartei-Fraktion) zugestimmt, ab 2024 keine „Ponykarussells“ mehr auf kommunalen Flächen zuzulassen. Damit wurde die Stadtverwaltung mit der Umsetzung des Beschlusses beauftragt. Nun heißt es, dass die Verwaltung das Verbot des Ponyreitens rechtlich für nicht umsetzbar halte.

Viele Städte gehen mit gutem Beispiel voran

In vielen deutschen Städten sind „Ponykarussells“ auf Veranstaltungen bereits nicht mehr zugelassen, so etwa in München, Düsseldorf, Mainz, Konstanz, Duisburg, Coburg, Dachau und Zwickau. Auch die Bevölkerung betrachtet „Ponykarussells“ kritisch: Eine repräsentative Umfrage aus dem Jahr 2015 ergab, dass rund zwei Drittel der Deutschen den Einsatz der Tiere für diese „Karussells“ als nicht tiergerecht empfinden. Nur 13 Prozent glauben, die Ansprüche der Pferde würden ausreichend erfüllt. Während 19 Prozent aller Befragten der Ansicht sind, dass das Ponyreiten auf Jahr- und Weihnachtsmärkten weiterhin zugelassen werden sollte, spricht sich eine deutliche Mehrheit von rund 59 Prozent für ein Verbot aus [1].

Auch Experten verurteilen Ponykarussells

In Ponykarussells müssen Ponys stunden im Kreis laufen, wofür ihre Gelenke und ihre Wirbelsäule nicht ausgelegt sind. Darüber hinaus müssen sie ständig wechselnde Reitende erdulden. Die Lautstärkekulisse, die fremden Menschen und die monotonen Bewegungen stellen für die sensiblen Fluchttiere zudem eine große psychische Belastung dar. Immer mehr Fachleute sprechen sich gegen „Ponykarussells“ aus. Amtstierärztin Dr. Sabine Beckmann vom Kreisveterinäramt Gütersloh sagte bereits 2010 in einem Interview: „Die derzeitige Praxis, die Ponys stundenlang in dieselbe Richtung trotten zu lassen, ist als absolut verhaltenswidrig einzustufen. Die Tiere leiden physisch und psychisch“ [2]. Der bekannte österreichische Tierarzt Dr. Hans Christ warnt ebenfalls vor gesundheitsschädlichen Auswirkungen: „Durch die fortgesetzte einseitige Kreisbewegung kommt es unweigerlich, ungeachtet etwaiger Erholungspausen, im Laufe der Zeit zu Schäden im Bewegungsapparat […]. Die Stereotypie des Tätigkeitsmusters und die damit verbundene Reizarmut stellt für die Tiere eine zusätzliche, psychische Belastung dar“ [3]. Auch das Positionspapier der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz ist eindeutig – insbesondere im Hinblick auf die erzieherische Wirkung sogenannter Ponykarussells: „Hervorgehoben werden muss zudem, dass den Kindern durch das stupide Im-Kreis-Laufen der Ponys ein Bild vom Pferd vermittelt wird, das aus der Sicht des ethischen Tierschutzes heute nicht mehr zeitgemäß ist“ [4]. Pferde sind sehr sensible Lauftiere, die in einer Herde leben möchten. Sie benötigen neben ausreichend Auslauf – vorzugsweise in einer Aktiv- oder Offenstallhaltung – auch gutes Futter und stets frisches Wasser, Pflege und medizinische Versorgung. Sind diese essenziellen Haltungsvoraussetzungen nicht oder nur unzureichend gegeben, fristen die Tiere ein Dasein voller Leid, das auf Dauer zu lebensgefährlichen körperlichen Beeinträchtigungen führen kann.

PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und bestimmte Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

Ponys laufen eng gedrängt in einem sogenannten Ponykarussell
Auf der Maimess werden Ponys auch 2024 wieder gezwungen, Runde um Runde in einem „Ponykarussell“ zu laufen / © PETA Deutschland e.V.

Das druckfähige Motiv steht hier zum Download zur Verfügung und kann für die Berichterstattung verwendet werden.

Quellen

[1] GfK-Umfrage „Ponykarusselle“ (2015). Online unter:  https://www.peta.de/wp-content/uploads/2020/11/GfK-Umfrage-Ponykarussel-08.2015.pdf.
[2] Osterkamp, L. (2010): Nicht immer rechts herum. Kreis will den Kirmesponys helfen. In: Neue Westfälische. Online abrufbar unter: www.nw-news.de/owl/kreis_guetersloh/guetersloh/guetersloh/?em_cnt=3982214. (23.10.2023).
[3] Österreichischer Tierschutzverein (2013): Ponykarussell: Tierarzt bestätigt Kritik des Österreichischen Tierschutzvereins. Online abrufbar unter: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20130808_OTS0145/ponykarussell-im-prater (23.10.2023).
[4] Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. (2008): Beurteilung von Ponyreitbahnen unter Tierschutzgesichtspunkten. Online abrufbar unter: http://www.tierschutz-tvt.de/index.php?id=50&no_cache=1&download=TVT-MB_116_Ponyreitbahnen__2008_.pdf&did=82. (23.10.2023).

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