Tritte gegen Pferd bei Pferderennen in Halle (Saale) – Amtsgericht beschließt Geldbuße in Höhe von 1350 Euro für Toni Potters nach Anzeige von PETA

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Pferdemisshandlung geahndet: Immer wieder werden Pferde bei Galopprennen Opfer von Gewalt. Nach einem Vorfall am 30. Oktober 2021 auf der Rennbahn in Halle gibt es nun rechtliche Konsequenzen. Trainer Toni Potters hatte das Pferd Dear Prudence damals beim Start des vierten Rennens mehrmals getreten – offenbar, um es zum Loslaufen zu animieren. Eine PETA vorliegende Videoaufzeichnung zeigt den Vorfall. Die Rennleitung verhängte im Anschluss zwar eine Geldstrafe von 300 Euro gegen Potters, doch lediglich wegen „Schädigung des Ansehens des Rennsports“. Die Tierrechtsorganisation erstattete nach dem Vorfall beim zuständigen Veterinäramt in Halle eine Anzeige gegen Toni Potters.

Ein von der Behörde eingeleitetes Ordnungswidrigkeitenverfahren endete aufgrund eines Einspruchs des Pferdetrainers vor dem Amtsgericht Halle, welches den Vorsatz seiner Tat bestätigte und die Höhe der Geldbuße gegen Potters auf 1350 Euro festsetzte. Dies teilte das Amtsgericht Halle der Tierrechtsorganisation im April mit. PETA fordert angesichts wiederholter Misshandlungen von Pferden die Abschaffung des „Galopprennsports“.

„Die Geldbuße für Potters ist ein guter Erfolg für den Tierschutz, der auch dem engagierten Veterinäramt Halle zu verdanken ist. Die Ahndung dieses Falls von Pferdequälerei kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die meisten Misshandlungen – vor allem Peitschenschläge durch Jockeys auf der Zielgeraden – ungesühnt bleiben. Solche abscheulichen Taten werden erst aufhören, wenn Pferderennen verboten werden“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA. „Die Tritte gegen Dear Prudence zeigen, wie die Akteure in Wirklichkeit ticken: Bringt ein Pferd nicht auf Kommando die gewünschte Leistung, muss es mit Gewalt rechnen. Wenn schon vor Publikum so aggressiv mit einem Tier umgegangen wird, dann kann sich jeder ausmalen, wie es hinter den Kulissen zugeht.“

Hintergrundinformationen

Pferderennen enden für viele Tiere tödlich. Zwischen 2015 und 2019 wurden nach einer Erhebung von PETA hierzulande allein bei Galopprennen mindestens 50 Pferde noch auf den Rennbahnen getötet. Der Galopprennverband „Deutscher Galopp“ erlaubt nach wie vor drei Peitschenschläge pro Rennen – obwohl immer mehr ausländische Rennverbände die Schläge verbieten. Im März 2024 hatte der Schweizer Verband „Schweiz Galopp“ ein Ende der Schläge zum 1. Juli 2024 angekündigt. Die erzwungene Überlastung führt häufig zu Stürzen mit Brüchen oder anderen schwerwiegenden Verletzungen. Experten zufolge weisen zudem 90 Prozent der bei Rennen ausgebeuteten Pferde aufgrund des großen psychischen Stresses Magengeschwüre auf. Laut den Rennprotokollen haben viele Tiere kurz nach einem Rennen blutige Nüstern. Entgegen der Aussage der Branchenvertreter handelt es sich hierbei jedoch nicht um Nasenbluten, sondern laut Dr. Maximilian Pick, Gutachter und ehemaliger Fachtierarzt für Pferde, üblicherweise um Blutungen aus der Lunge. [1]

Häufig werden in der millionenschweren Branche schon zwei- oder dreijährige Pferde an den Start geschickt, obwohl sie sich noch im Wachstum befinden. [2] Da der Bewegungsapparat der jungen Tiere noch nicht vollständig ausgebildet ist, sind Sehnenschäden und Knochenbrüche keine Seltenheit. Die Pferde werden nicht nur bei den Rennen selbst, sondern auch während der Trainings überlastet. So sind etwa bei Galopprennen rund 80 Prozent der Trainingsausfälle auf Lahmheit zurückzuführen.

PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und bestimmte Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

Quellen

[1] Dr. Pick, M. (2005): Spezielle Erkrankungen von Galopprennpferden aus Sicht des Tierschutzes. In: Der praktische Tierarzt.
[2] Deus, R. (2021): Darum sind Galopprennen kein Spaß für Pferde. Online abrufbar unter: https://www.quarks.de/umwelt/tierwelt/darum-sind-galopprennen-kein-spass-fuer-pferde. (11.04.2024).

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