Veterinäramt redet illegale Einfuhr schön und behindert Tierschutzarbeit
Stuttgart, 15. Januar 2020 – Top oder Flop? PETA hat die besten und schlechtesten deutschen Veterinärbehörden 2019 gekürt. Berücksichtigt wurden Ämter, die bei ihrer Arbeit besonders positiv oder negativ aufgefallen waren, nachdem sie von der Tierrechtsorganisation über einen Missstand informiert wurden.
Über eine Internetseite wurde PETA auf eine slowakische Hundezucht aufmerksam, die Welpen unterschiedlichster „Rassen“, darunter auch sogenannte Listenhunde, deren Einfuhr nach Deutschland verboten ist, an jeden Interessenten nach Hause liefern würde. Gemeinsam mit einem Fernsehteam recherchierte die Tierrechtsorganisation zu dem Fall und führte in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden in Stuttgart den Zugriff auf die Händler durch. Dabei wurden ein Bullterrier, dessen Einfuhr nach Deutschland illegal ist, etliche Transportboxen und mehrere tausend Euro sichergestellt. Trotz der illegalen Einfuhr aufgrund der Rassenzugehörigkeit äußerte das Veterinäramt Stuttgart anschließend, dass der Hund aus einer seriösen, einwandfreien Zucht käme. Eine nachfolgende Untersuchung ergab, dass dieser nachweislich einer „gefährlichen Rasse“ angehört und keinen Tollwutimpfschutz besaß. Aufgrund dessen wurde der Vierbeiner für mehrere Wochen in der Quarantänestation des Stuttgarter Tierheims untergebracht. Das Veterinäramt Stuttgart ist deshalb eindeutig ein Flop in dem diesjährigen Ranking.
„Es ist bedauerlich, dass sich das Veterinäramt Stuttgart nicht gegen den illegalen Welpenhandel starkmacht. Der Bullterrier wurde ohne Tollwutschutz nach Deutschland geschmuggelt. Allein das sollte eine Behörde dazu anhalten, gegen die Händler entsprechend vorzugehen“, so Jana Hoger, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei PETA. „Der illegale Handel mit Hundewelpen im Internet ist mittlerweile ein Millionengeschäft. Oftmals werden die Jungtiere spontan für wenige Euro auf einer Onlineplattform gekauft. Nicht selten sind die Tiere dann krank und versterben nach wenigen Tagen im neuen Zuhause. Tierschützer und Veterinärbehörden sollten hier am gleichen Strang ziehen und den Welpenhandel entschlossen bekämpfen.“
Veterinärämter sind für die Überwachung und den Vollzug des Tierschutzgesetzes in Deutschland zuständig. PETA meldet den Behörden jeden Monat zahlreiche Fälle von Tierquälerei und kontrolliert, ob und wie die Behörden daraufhin im Sinne des Tierschutzgesetzes tätig werden. Während in vielen Fällen in Zusammenarbeit mit Amtstierärzten sehr gute Erfolge für die Tiere erzielt werden, gibt es noch immer zu viele Behörden, die das Tierschutzgesetz und die entsprechenden Verordnungen und Richtlinien nicht umsetzen.
Seit 2012 kürt die Tierrechtsorganisation jährlich die aus Tierschutzsicht positiv oder negativ aufgefallenen Veterinärämter. Im Ranking wird stets die gesamte Behörde genannt, auch wenn oftmals einzelne Amtstierärzte positiv oder negativ hervorstachen.
Zeugen von Tierquälerei sollten sich an die zuständige Veterinärbehörde ihrer Stadt oder ihres Landkreises wenden. Beobachtungen sollten detailliert und sachlich zusammengefasst werden. Besonders hilfreich ist Bild- und Videomaterial. Empfehlung von PETA: Nach der Meldung beim Veterinäramt unbedingt so lange nachhaken, bis der Missstand beseitigt ist. Das kann ermüdend sein, ist aber oft die einzige Chance für das jeweilige Tier. Eine Übersicht mit ausführlichen Tipps, wie Zeugen gegen Tierquälerei vorgehen können, gibt es unter PETA.de/Whistleblower.
PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein: eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.
Der Bullterrier wurde illegal nach Deutschland eingeführt – das Veterinäramt Stuttgart schien dies nicht zu stören. / © PETA
Das Motiv kann hier heruntergeladen werden.
Weitere Informationen:
PETA.de/Veterinaeraemter-2019
PETA.de/Veterinaeraemter-2018
PETA.de/Whistleblower
Pressekontakt:
Carolin von Schmude, +49 711 860591-528, [email protected]