Der 8. Oktober ist der World Octopus Day. Aus diesem Anlass richtete sich PETA mit einem Appell an die Wilhelma. In einem Brief bittet die Tierrechtsorganisation die Verantwortlichen, den in der Einrichtung eingesperrten Oktopus Ferdinand in seine Heimat zurückzubringen bzw. in ein Meeresschutzgebiet zu überführen, in dem Fischerei verboten ist. Sollte Ferdinand bereits verstorben sein, fordert PETA, die Krake nicht zu ersetzen und die Haltung dauerhaft einzustellen. Denn Kraken sind hochintelligente und sensible Tiere, die aus ihrem natürlichen Lebensraum entführt wurden, um Menschen in Zoos und Aquarien zu unterhalten. PETA forderte daher vergangene Woche die Wilhelma auf, in Zukunft auf Webcams umzusteigen.
„In seiner Heimat im Ozean könnte Ferdinand jetzt eine Höhle bauen, gemeinsam mit einer Muräne auf die Jagd gehen oder mit einem Artgenossen spielen. Es ist grausam, Kraken aus ihrem natürlichen Lebensraum zu entführen und den Rest ihres Lebens einzusperren“, so Meeresbiologin Dr. Tanja Breining, PETAs Fachreferentin für Fische und Meerestiere. „Wir fordern die Zooleitung auf, Ferdinand umgehend in seine Heimat zurückzubringen und die Gefangenhaltung von Kraken vollständig zu beenden. Die Wilhelma sollte auf moderne Technik statt auf Tierleid setzen und in den Einsatz von Live-Webcams oder in VR-Experiences investieren, die Besuchern die Unterwasserwelt näherbringen.“
Moderne Einrichtungen sorgen mit Live-Webcams und Virtual Reality für Begeisterung
PETA weist darauf hin, dass die Zurschaustellung von Meerestieren massives Tierleid verursacht und dazu beiträgt, dass die Ozeane regelrecht geplündert werden. Moderne Einrichtungen hingegen beweisen, was mit Technologie möglich ist: Besucher des Scottish Seabird Center in North Berwick können Webcams selbst bedienen und so live das Verhalten von Robben und Seevögeln beobachten, ohne dabei die Tiere zu stören. VR-Experiences wiederum entführen Besucher in die Unterwasserwelt und sind gerade auch für Kinder und Jugendliche faszinierender, als traurige Lebewesen in Glasbecken zu beobachten.
Kraken sind „Genies der Meere“
Kraken gelten als die intelligentesten wirbellosen Tiere und werden auch „Genies der Meere“ genannt. Sie sind zu komplexen Denkleistungen fähig, nutzen Werkzeuge, lernen durch Beobachtung und kommunizieren über ihre Haut. Sie sind Verwandlungskünstler; männliche Tiere können sich als weibliche Tiere tarnen und so Rivalen austricksen. Bei der Jagd kooperieren sie mit Meerbrassen, Muränen und Zackenbarschen und teilen sich die Beute, wie eine aktuelle Studie zeigt [1]. Laut dem Kriminalbiologen Dr. Mark Benecke sind Tintenfische sehr verspielt und finden ihre Zeitgenossen, ob Mensch oder Tier, auch unterschiedlich sympathisch. Kraken sind nicht nur schlau, sondern auch anpassungsfähig genug, um wieder ausgewildert zu werden. Wie groß der Drang nach Freiheit ist, zeigte im April 2016 Krake Inky: Ihm gelang die Flucht aus einem Aquarium in Neuseeland. Erst im November bestätigten britische Wissenschaftler der London School of Economics and Political Science, dass Kraken hochintelligente und schmerzempfindliche Lebewesen sind, die Gefühle wie Freude, Angst und Aufregung spüren können [2].
PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.