Fallenjagd, Katzen- und Elterntierabschuss: Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Otte-Kinast will Deutschlands tierfeindlichstes Landesjagdgesetz durchboxen – PETA kritisiert rückwärtsgewandte Legalisierung von Tierquälerei

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Hannover / Stuttgart, 20. April 2021 – Lizenz zum Töten: Die vom niedersächsischen Kabinett im Februar gebilligte Novelle des Landesjagdgesetzes beinhaltet zahlreiche gravierende Rückschritte beim Tierschutz: Das Verbot für die Verwendung von Nachtzieltechnik soll aufgehoben werden, damit Jäger Wildschweine und nachtaktive eingewanderte Arten wie Waschbär, Marderhund, Nutria, Goldschakal und Nilgans leichter töten können. Der Elterntierschutz wird unter anderem durch schwammige Formulierungen aufgeweicht. Außerdem plant Landwirtschaftsministerin Otte-Kinast, Hauskatzen für „wildernd“ zu erklären und zum Abschuss freizugeben, sobald diese sich mehr als 300 Meter vom nächsten Wohnhaus entfernt befinden – unabhängig davon, ob sie anderen Tieren nachstellen oder nicht. Schonungslose Jagdpraktiken wie der Einsatz von Totschlagfallen oder die Baujagd, die in einigen Bundesländern im Zuge von Jagdgesetznovellierungen weitgehend verboten wurden, sollen in Niedersachsen erlaubt bleiben, ebenso die Hobbyjagd auf Füchse und andere Beutegreifer. PETA fordert Barbara Otte-Kinast und die Landesregierung auf, den Entwurf zurückzuziehen und unter Einbeziehung von Tierschutzorganisationen zu überarbeiten.

„Die geplanten Änderungen im niedersächsischen Jagdgesetz sind rückwärtsgewandt und ein Kniefall vor der Jägerlobby, die auch in der Landesregierung prominent vertreten ist. Wenn der Gesetzentwurf in dieser Form durchgeht, dann werden die Schmerzensschreie in Niedersachsens Wäldern unüberhörbar sein“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA. „Tierschutz hat Verfassungsrang und muss bei der Änderung des Landesjagdgesetzes berücksichtigt werden.“

Jagd ist grausam und aus wildbiologischer Sicht unnötig

Das niedersächsische Jagdrecht erlaubt schon jetzt zahlreiche grausame Praktiken, beispielsweise die Jagdhundeausbildung am lebenden Tier, die Baujagd oder die Fallenjagd mit Totschlag- oder Lebendfallen. Bei der Fallenjagd werden viele Tiere oft regelrecht zerquetscht oder leiden lange Panik, ehe sie per Kopfschuss getötet werden. Insbesondere bei Drückjagden, bei denen auch immer wieder Menschen zu Schaden kommen, sterben laut der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz bis zu zwei Drittel der Wildtiere nicht sofort [1]. Mit zerschossenen Knochen und heraushängenden Innereien flüchten die Tiere, leiden oft tagelang unter den Verletzungen und sterben qualvoll, wenn sie bei der sogenannten Nachsuche nicht gefunden werden.

Anerkannte Wildbiologen bestätigen, dass die Jagd aus ökologischer Sicht nicht notwendig ist. Dem renommierten Biologen Prof. Dr. Josef Reichholf zufolge regulieren sich im Wald wohnende Tierpopulationen durch Umwelteinflüsse selbst, beispielsweise durch die Witterung, Nahrungsverfügbarkeit oder Krankheiten [2]. Der Kanton Genf – in dem die Hobbyjagd seit über 40 Jahren verboten ist – ist nur ein Beispiel dafür. Hier darf sich die Natur fast gänzlich selbst regulieren. Die Folge: eine hohe Artenvielfalt und gesunde, stabile Wildtierpopulationen. Bei Wildschweinen wiesen Wissenschaftler nach, dass die Geschlechtsreife der weiblichen Tiere in bejagten Populationen früher eintritt, wodurch sich die Geburtenrate erhöht [3]. Demnach bedingt ein hoher Jagddruck, dass in dem Gebiet die Population der betreffenden Wildtiere ansteigt.

PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.


[1] Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (2010): Tierschutz und Bewegungsjagden. Stellungnahme der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT). Arbeitskreis Wildtiere und Jagd (AK 6).
[2] Reichholf, J. H.: Die Wahrheit über die Jagd – Evolutionsbiologe Prof. Josef Helmut Reichholf widerlegt Jägerlügen. TV-Dokumentation, SWR BW (15.05.2014).
[3] Servanty et al. (2009): Pulsed resources and climate-induced variation in the reproductive traits of wild boar under high hunting pressure. Journal of Animal Ecology. Nr. 78, Issue 6.

Weitere Informationen:

PETA.de/Neuigkeiten/Neues-Jagdgesetz-Niedersachsen

PETA/Themen/Jagd-Hintergrundwissen/

PETA.de/Themen/Katzenabschuss-durch-Jaeger/

Pressekontakt:

Sophie Burke, +49 711 860591-528, [email protected]

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