Jagdtouristen töten bei Wittlich betäubtes Damwild – PETA erstattet Strafanzeige und kritisiert das Aussetzen von Wildtieren für die Jagd

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Ende 2023 haben Jagdtouristen aus den Niederlanden bei einer Drückjagd in Bausendorf bei Wittlich offenbar sedierte und zahme Damhirsche erschossen, die zuvor für die Jagd ausgesetzt wurden. Einem Medienbericht zufolge äußerte der Landkreis Bernkastel-Wittlich den dringenden Verdacht, dass es sich um sogenanntes Gatterwild, also um in Gefangenschaft gehaltene Tiere, gehandelt habe. Bei einer Untersuchung von sichergestellten Proben konnte das Landesuntersuchungsamt zudem Beruhigungsmittel im Fleisch der Tiere nachweisen. [1] Deshalb hat PETA am 23. April 2024 Strafanzeige wegen des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz bei der Staatsanwaltschaft Trier gegen den Jagdleiter und sämtliche zu ermittelnde Teilnehmer der Jagd erstattet. Die Tierrechtsorganisation sieht in dem Fall eine Bestätigung darin, dass es Jägern hauptsächlich darum geht, ihre Lust am Töten zu befriedigen. Daher bekräftigt PETA ihre Forderung nach einem Verbot der Hobbyjagd. 

„Diese ‚Jagd‘ dürfte ein einziges Gemetzel gewesen sein, bei dem die Tiere keine Überlebenschance hatten“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA Deutschland e.V. „Leider handelt es sich nicht um einen Einzelfall, denn das Aussetzen gezüchteter Tiere für die Jagd ist in Deutschland weit verbreitet. Neben dem nicht heimischen Damwild werden hierzulande jährlich auch rund 80.000 Fasane getötet, die meist zuvor gezüchtet und ausgesetzt wurden. Eigentlich sind diese Tiere in Asien heimisch. Der Fall zeigt einmal mehr, dass all das Gerede von Arten- und Naturschutz nur vorgeschoben ist. Im Vordergrund steht offensichtlich die Befriedigung des Tötungstriebs. Wir erwarten von den Behörden harte Sanktionen sowie den Entzug der Jagdscheine und der Waffenbesitzkarten – egal aus welchem Land die Beteiligten stammen.“

Renommierte Fachleute bestätigen: Jagd ist überflüssig

Anerkannte Studien belegen, dass aus ökologischer Sicht keine Notwendigkeit für die Jagd besteht. So findet dem renommierten Biologen Prof. Dr. Josef Reichholf zufolge eine natürliche Regulation der im Wald wohnenden Tierpopulationen durch Umwelteinflüsse wie Witterung, Nahrungsverfügbarkeit oder Krankheiten statt. [2] Auch englische Fachleute kamen zu dem Ergebnis, dass sich beispielsweise Fuchspopulationen aufgrund von Nahrungsverfügbarkeit und sozialen Faktoren von selbst regulieren. [3] Die Jagd hingegen zerstört die Alters- und Sozialstrukturen der Tierpopulationen, was bei den Überlebenden zu erhöhter Fortpflanzung führt. Verluste in der Population werden somit rasch durch Nachkommen und Zuwanderung wieder ausgeglichen oder gar überkompensiert. Die Jagd ist unnötig, kontraproduktiv und grausam. Den rund 400.000 Hobbyjagenden in Deutschland stehen nur etwa 1.000 Berufsjägerinnen und -jäger, vor allem Forstbeamte, gegenüber.

Grausame Drückjagden

Laut der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz sterben bei Drückjagden bis zu zwei Drittel der Wildtiere nicht sofort. [4] Mit zerschossenen Knochen und heraushängenden Innereien flüchten die Tiere, leiden unter den Verletzungen oft tagelang und sterben qualvoll, wenn sie bei der Nachsuche nicht gefunden werden.

PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und bestimmte Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

Quellen

[1] SWR (2024): Jagdtouristen sollen in Bausendorf zahmes Wild erlegt haben. Online abrufbar unter: https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/trier/staatsanwaltschaft-ermittelt-wegen-verstoessen-gegen-tierschutz-bei-jagd-in-olkenbach-bei-wittlich-100.html (08.05.2024).
[2] Servanty et al. (2009): Pulsed resources and climate-induced variation in the reproductive traits of wild boar under high hunting pressure. Journal of Animal Ecology. Nr. 78, Issue 6.
[3] Baker, P., Harris, S. & White, P. (2006): After the hunt: The future for foxes in Britain. Report. University of Bristol/University of York. / Baker, P. & Harris, S. (2006): Does culling reduce fox (Vulpes vulpes) density in commercial forests in Wales, UK. Springer-Verlag 2005.
[4] Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (2010): Tierschutz und Bewegungsjagden. Stellungnahme der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT). Arbeitskreis Wildtiere und Jagd (AK 6).

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