Umweltministerium Brandenburg warnt vor „Mäuseplage“: PETA fordert Minister Axel Vogel auf, Fuchsjagd ganzjährig einzustellen

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Jeder Fuchs zählt: Das brandenburgische Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz warnt einer aktuellen Veröffentlichung zufolge, dass sich Mäuse in Brandenburg zu einer regelrechten „Plage“ entwickeln könnten. Grund dafür seien größere waldfreie Flächen mit Gras, wo sich die Tiere besser vor Beutegreifern verstecken können. Derzeit werden von Oberförstereien Bestandszahlen der Mäuse erhoben – sollte die Population zu groß sein, könnten dem Bericht zufolge Köderboxen mit Gift eingesetzt werden. PETA forderte Umweltminister Axel Vogel heute auf, als effektivste Maßnahme Füchsen bei der aktuellen Novellierung des Landesjagdgesetzes eine ganzjährige Schonzeit zu gewähren. Untersuchungen zufolge ernährt sich jeder Fuchs von rund 3.000 bis 5.000 Mäusen pro Jahr. [1, 2] Hobbyjäger verfolgen die Tiere gnadenlos, weil sie diese als lebende Zielscheiben oder als Konkurrenten betrachten. Allein in Brandenburg haben Jäger im Jagdjahr 2021/2022 knapp 20.000 Füchse getötet.

„Aus ökologischer und ethischer Sicht ist es untragbar, die sinnlose Freizeitjagd auf Füchse aufrechtzuerhalten. Angesichts des hohen Jagddrucks auf Füchse in Brandenburg ist es kein Wunder, das sich die Mäusepopulation stark vermehrt“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA.

Forscher bestätigen: Füchse und andere Beutegreifer regulieren Mäusepopulation

Zwar können aus populationsbiologischer Sicht Füchse und Greifvögel nicht allein eine große Mäusepopulation im Zaum halten. Mehrere forstliche Forschungsanstalten betonen jedoch, dass die Jagd auf Füchse dazu führt, dass sich die Mäuse vermehren. [3] Auch das Forstamt Göhrde hat die Fuchsjagd seit 2019 weitgehend ausgesetzt, um die natürlichen Gegenspieler der Mäuse zu schonen.

Jagd ist unnötig und leistet keinen Beitrag zum Artenschutz 

In den vergangenen fünf Jahren töteten Jägerinnen und Jäger in Deutschland rund 400.000 bis 450.000 Füchse pro Jahr. Doch immer mehr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler rufen zu einem Umdenken auf. [4] Weder aus wildbiologischer noch aus gesundheitlicher Sicht besteht ein Grund, Füchse zu jagen. [5, 6] Die noch immer geäußerten Vorurteile gegenüber den Beutegreifern konnten längst widerlegt werden. So ist die Gefahr einer Krankheitsübertragung durch die Tiere nahezu auszuschließen. Deutschland ist seit 2008 frei von terrestrischer Tollwut. Die alveoläre Echinokokkose – eine durch den Fuchsbandwurm ausgelöste Erkrankung – ist eine der seltensten Parasitosen Europas. Auch das von der Jägerschaft vorgeschobene Argument des Artenschutzes ist nach Ansicht PETAs Augenwischerei, da sich Füchse größtenteils von Mäusen ernähren. [7, 8] Als Gesundheitspolizei sind Füchse zudem ein wichtiges Glied im Kreislauf der Natur. Sie sichern auch ihren Beutearten das Überleben, indem sie schwache und kranke Tiere jagen und Krankheitsherde somit sofort eliminieren. Deshalb hat die Regierung Luxemburgs bereits im April 2015 ein Verbot der Fuchsjagd durchgesetzt. Das Fazit nach acht Jahren: keine Probleme. Die Fuchspopulationen regulieren sich aufgrund von Sozialgefügen sowie Nahrungsverfügbarkeit, Witterung und Krankheiten selbst.

Auch die Bevölkerung sieht die Fuchsjagd zunehmend kritisch: Laut einer INSA-Meinungsumfrage äußerten 38 Prozent der 2.008 Befragten Anfang Februar 2023, dass sie „(eher) gegen“ die Fuchsjagd seien. 32 Prozent sagten, sie seien „(eher) dafür“. Mitte 2018 ergab sich ein komplett anderes Bild. Damals ermittelte forsa, dass nur 29 Prozent die Fuchsjagd ablehnten – 49 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus, sie beizubehalten. 

Das Motto der Tierrechtsorganisation lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. PETA setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

Quellen

[1] Honisch, M. (ohne Datum): Mäuse im Grünland erfolgreich bekämpfen. Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kempten (Allgäu) mit Landwirtschaftsschulen.
[2] Deutsche Wildtier Stiftung (2016): Mäuse-Jagd auf verschneitem Acker. Füchse fressen etwa 30 Kilo Mäuse im Jahr. Presseportal.de. Online abrufbar unter: https://www.presseportal.de/pm/37587/3229524. (22.08.2019).
[3] Gruber, F. (1988): Mäuse als Forstschädlinge. Forstschutz-Merkblatt 8a, Forstliche Bundesversuchsanstalt Wien, Institut für Forstschutz. Onlineversion: waldwissen.net (2015): Tipps zur Mäusebekämpfung. Online abrufbar unter: https://www.waldwissen.net/waldwirtschaft/schaden/nager/bfw_mauesebekaempfung/index_DE. (19.09.2019).
[4] Kistler, C., Gloor, S., Hegglin, D., Bontadina, F. (2023). Das Management des Fuchses sollte auf wissenschaftlichen Grundlagen anstatt auf Annahmen basieren. In: Voigt, C. C. (eds.): Evidenzbasiertes Wildtiermanagement. Springer Spektrum, Berlin/Heidelberg. Online abrufbar unter: https://doi.org/10.1007/978-3-662-65745-4_10. (17.02.2023)
[5] Baker, P., Harris, S., & White, P. (2006): After the hunt: The future for foxes in Britain. Report. University of Bristol/University of York.
[6] Baker, P., & Harris, S. (2006): Does culling reduce fox (Vulpes vulpes) density in commercial forests in Wales, UK? Springer Verlag 2005.
[7] Honisch, M. (ohne Datum): Mäuse im Grünland erfolgreich bekämpfen. Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kempten (Allgäu) mit Landwirtschaftsschulen.
[8] Deutsche Wildtier Stiftung (2016): Mäuse-Jagd auf verschneitem Acker. Füchse fressen etwa 30 Kilo Mäuse im Jahr. Presseportal.de. Online abrufbar unter: https://www.presseportal.de/pm/37587/3229524. (16.02.2023)

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