Erneut Giraffen-Nachwuchs im Berliner Tierpark: PETA kritisiert Giraffenhaltung und fordert Zuchtstopp

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Gefangenschaft ist kein Grund zur Freude: Im Tierpark Berlin wurde vor wenigen Tagen das bereits dritte Giraffenbaby in diesem Jahr geboren. PETA kritisiert die Zuchtbemühungen der Einrichtung scharf: Giraffen leiden in Zoos unter massiven gesundheitlichen Problemen wie Gelenkschäden, Hufkrankheiten und einer deutlich verkürzten Lebenserwartung, die durch Bewegungsmangel und unnatürliche Lebensbedingungen entstehen. Zusätzlich entwickeln viele Giraffen in Gefangenschaft stereotype Verhaltensmuster. [1] Die Tierrechtsorganisation fordert ein Nachzucht- und Importverbot für Giraffen in deutschen Zoos und appelliert an die Verantwortlichen des Berliner Tierparks, die Zurschaustellung der sensiblen Tiere schnellstmöglich zu beenden.

„Die Geburt eines Giraffenbabys im Berliner Tierpark mag zunächst als freudiges Ereignis erscheinen, doch tatsächlich bedeutet sie für das Tier ein Leben in Gefangenschaft und Leid“, so Biologin Dr. Yvonne Würz, PETAs Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsindustrie. „Giraffen sind soziale, wandernde Tiere, die in freier Wildbahn über weite Strecken ziehen. In Zoos werden sie auf winzige Flächen eingesperrt und können nicht einmal ansatzweise ihr natürliches Verhalten ausleben. Auswilderungen aus deutschen Zoos finden nicht statt, weshalb auch das Argument des Artenschutzes nicht zählt.“

Giraffen in Zoos leiden unter gesundheitlichen Problemen und Verhaltensstörungen

In der Natur leben Giraffen in komplexen und wechselnden Sozialverbänden. Sie beanspruchen Gebiete von vielen Quadratkilometern und erleben eine Vielzahl von Umweltreizen. Der Zooalltag hingegen ist geprägt von eingeschränkten Sozialkontakten in beengten und eintönigen Gehegen, insbesondere im Winter. Da die Tiere nicht an niedrige Temperaturen angepasst sind, verbringen sie die meiste Zeit eingesperrt in engen Stallungen. Zudem leiden Giraffen in solcher Gefangenschaft häufig unter Verhaltensstörungen – laut dem europäischen Zoo-Dachverband EAZA in fast jedem Zoo. [1] Durch die artwidrigen Haltungsbedingungen sind auch gesundheitliche Probleme wie Lahmheit und übergewachsene Klauen häufig. [2] Das Publikum lernt somit nichts über das natürliche Verhalten und die Lebensverhältnisse der Tiere. Giraffen im Zoo sterben häufig deutlich vor dem Erreichen ihrer natürlichen Lebenserwartung. [1] Aufgrund ihrer empfindlichen Anatomie sind die Paarhufer durch enge Boxen, rutschige Böden und riskante Transporte einem hohen Risiko für Stürze, tödliche Verletzungen und erhöhte Sterberaten ausgesetzt. Mindestens 40 Giraffen sind zwischen 2007 und 2022 in deutschen Tierparks verfrüht gestorben.

Giraffenhaltung leistet keinen Beitrag zum Artenschutz

Obwohl einige Zoos an internationalen Zuchtprogrammen teilnehmen, die als Beitrag zur Erhaltung bedrohter Arten deklariert werden, dienen diese Nachzuchten hauptsächlich dazu, die Populationen in den Einrichtungen selbst aufrechtzuerhalten, nicht aber zur Wiederauswilderung in die freie Natur. Denn Giraffen, die in deutschen Tierparks geboren wurden, sind nicht auf das Leben in der Wildnis vorbereitet. Sie haben weder die notwendigen Überlebensfähigkeiten entwickelt, noch sind sie an die natürlichen Herausforderungen wie Nahrungssuche, Raubtiere oder die Vermeidung von Konflikten mit menschlichen Siedlungen gewöhnt. Zudem müssten ausgewilderte Tiere strenge Quarantänemaßnahmen durchlaufen, um sicherzustellen, dass sie keine Krankheiten in die Wildpopulation einbringen. Derzeit werden Millionen an Steuergeldern für die Aufrechterhaltung der deutschen Zoobetriebe aufgebracht. PETA fordert, diese stattdessen direkt in Artenschutzprojekte in den Herkunftsländern bedrohter Tierarten zu investieren, um ihr Überleben dort zu sichern.

PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

Quellen

[1] Born Free USA (2022): Confined Giants: The Plight of Giraffe in Zoos, online abrufbar unter: https://www.bornfreeusa.org/campaigns/animals-in-captivity/confined-giants. (24.09.2024)
[2] Dadone, Liza. (2018). Lameness Diagnosis and Management in Zoo Giraffe. Erschienen in Fowler’s Zoo and Wild Animal Medicine Current Therapy, Band 9, Seite 623-629

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