Lipplinger Schützenbruderschaft will nach Kutsch-Vorfall Pferdeeinsatz überdenken – PETA begrüßt Ankündigung

Ein gestürztes Pferd liegt neben einer Kutsche.

Einem Medienbericht zufolge kam es am Sonntag, dem 16. Juni, zu einem Unfall mit einer Pferdekutsche auf dem Lipplinger Schützenfest in Delbrück. Die dort stattfindende Parade, an der auch Kutschen teilnahmen, sollte aufgrund drohenden Starkregens in die Festzelte verlegt werden. Auch die Pferdekutschen sollten untergestellt werden. Dem Bericht zufolge seien zwei der Pferde wegen des plötzlich eintretenden Regens erschrocken und losgerannt. Dabei wurde die Kutscherin verletzt. Die Pferde blieben unverletzt. Die Verantwortlichen der St.-Hubertus-Schützenbruderschaft Lippling e.V. stellten in einer Stellungnahme klar, dass sich die Kutscherin nicht auf der ordnungsgemäß gesicherten Kutsche befand und diese nicht umkippte. PETA begrüßt die Ankündigung des Vorstands, den künftigen Einsatz von Kutschen und Pferden auf dem Schützenfest zu diskutieren und übersandte den Verantwortlichen heute Unfallstatistiken und Argumente, die für einen Umzug ohne Pferde sprechen. Die Tierrechtsorganisation warnt seit vielen Jahren vor den Risiken bei der Nutzung von Pferden vor Kutschen.  

„Glücklicherweise ging der Unfall glimpflich aus, aber viele andere Beispiele von Umzügen zeigen, dass es auch viel schlimmer hätte ausgehen können. Daher freuen wir uns über die Ankündigung des Vorstands, den Pferdeeinsatz zu überdenken. Mehrere Traditionsvereine sind diesen Schritt schon gegangen“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA. „Pferde sind Fluchttiere, schon das kleinste Erschrecken kann eine Tragödie auslösen. Auch Tierschutzgründe sprechen für pferdefreie Umzüge, denn solche Veranstaltungen sind alles andere als artgerecht für die sensiblen Tiere.“

30 Unfälle bei Kutschfahrten im Jahr 2023

Jährlich ereignen sich zahlreiche Unfälle mit von Pferden gezogenen Kutschen. 2023 wurden bei insgesamt 30 Kutschunfällen in Deutschland drei Menschen getötet und mindestens 45 wurden verletzt, viele von ihnen schwer. Darüber hinaus starben 2023 auch zwei Pferde, mindestens drei weitere verletzten sich. Die mit Abstand häufigste Unfallursache war ein Erschrecken eines oder mehrerer Pferde. 2022 gab es mindestens 46 Kutschunfälle.

Die Tierrechtsorganisation weist darauf hin, dass die häufig schweren Verläufe der Unfälle vor allem auf fehlende Sicherungsvorrichtungen wie Gurte und Airbags sowie mangelhafte Beleuchtung und unzureichende Bremssysteme zurückzuführen sind. Rothenburg ob der Tauber beschloss 2010 nach einem schweren Pferdekutschenunfall ein Kutschverbot im Innenstadtbereich, das der Bayerische Verwaltungsgerichtshof bestätigte.

Städte wie Friedrichshafen und Bonn gehen mit gutem Beispiel voran

In mehreren Städten sind Pferde aufgrund von Tierschutz- und Sicherheitsbedenken mittlerweile von Umzügen ausgeschlossen. In Bonn werden keine Pferde mehr beim Rosenmontagsumzug eingesetzt. Die Verantwortlichen der Cranger Kirmes in Herne gaben im Juli 2023 bekannt, den dazugehörigen Umzug künftig ohne die Tiere zu gestalten. In Friedrichshafen dürfen aus Sicherheitsgründen keine Pferde mehr bei dem Festzumzug des Seehasenfests eingesetzt werden.

Tiergerechte Lebensweise wird Pferden vor Kutschen verwehrt

PETA setzt sich für ein Verbot von Pferdekutschen ein. Die sensiblen und sozialen Lauftiere möchten in einer Herde leben. Sie benötigen gute Nahrung und stets frisches Wasser, Pflege und falls notwendig medizinische Versorgung. Selbstverständlich sollten zudem natürliches Sonnenlicht und frische Luft zur Verfügung stehen. Wenn diese essenziellen Haltungsvoraussetzungen nicht oder nur unzureichend gegeben sind, bedeutet das für die Tiere ein leidvolles Leben und führt auf Dauer zu seelischen und körperlichen Beeinträchtigungen. Ein Pferd in guter Haltung kann 35 Lebensjahre und mehr erreichen.

Ein gestürztes Pferd liegt neben einer Kutsche.
Symbolbild: Pferdekutschenunfälle fordern immer wieder Opfer bei Mensch und Tier. / © 112-magazin.de

Das druckfähige Motiv steht hier zum Download zur Verfügung.

PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und bestimmte Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

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