Berlin / Stuttgart, 21. November 2022 – Ausrottung mit behördlicher Genehmigung: Im Jahr 2021 wurden 417 „Jagdtrophäen“ von Tierarten nach Deutschland eingeführt, die durch das Washingtoner Artenschutzabkommen geschützt sind. Das ergab eine Anfrage von PETA gemäß Informationsfreiheitsgesetz beim Bundesamt für Naturschutz. Für 108 Trophäen, die von besonders gefährdeten Tierarten stammen, erteilte das Bundesamt für Naturschutz 2021 eine Einfuhrgenehmigung – lediglich zwei Einfuhranträge wurde abgelehnt. Unter den nach Deutschland eingeführten Trophäen befinden sich zahlreiche Körperteile von Tierarten, die vom Aussterben bedroht sind, darunter Afrikanische Elefanten (19), Löwen (9), Leoparden (17), Geparden (3) und Breitmaulnashörner (3). Weitere Tierarten, die nur für den Trophäenerwerb getötet wurden, sind Flusspferde (23), Giraffen (30), Braun- und Schwarzbären (20) und Paviane (67). Um den Tier- und Artenschutz zu gewährleisten, fordert PETA Bundesumweltministerin Steffi Lemke auf, endlich ein Importverbot für sämtliche Jagdtrophäen einzuführen.
„Der Ausverkauf der Natur findet hier und jetzt statt und die Bundesregierung macht mit“, so Peter Höffken, Fachreferent für bei PETA. „Dabei ist die Trophäenjagd nichts weiter als ein abscheulicher Zeitvertreib reicher, abgestumpfter Menschen, die mehr Geld als Moral besitzen. Andere Länder sind Deutschland wieder einmal voraus beim Tier- und Artenschutz: Niederlande und Frankreich stoppten bereits die Einfuhr von Trophäen bestimmter Arten, Großbritannien und Belgien wollen schärfere Regeln verabschieden.“
Blutiges Hobby mit fatalen Folgen
In Deutschland ist das Töten von Tieren zum Zweck des Trophäenerwerbs verboten und verstößt gegen Paragraf 17 Nummer 1 des Tierschutzgesetzes, da es durch keinen „vernünftigen Grund“ im Sinne des Gesetzes zu rechtfertigen ist. Zudem kann hierbei nicht von „Weidgerechtigkeit“, also vermeintlich verantwortungsbewusster oder gar tierschutzgerechter Jagd, gesprochen werden. In vielen anderen Ländern ist die Tier- und Naturschutzgesetzgebung jedoch nicht ausreichend. Die Aussicht auf Devisen zahlungskräftiger Jäger macht es vielerorts noch immer möglich, seltene Tiere zum Trophäenerwerb zu töten. Schätzungsweise 50.000 Deutsche reisen jährlich ins Ausland, um auf Großwildjagd zu gehen [1]. Für die Gier nach einer besonderen Jagdtrophäe reduzieren Trophäenjäger die Tierbestände in erheblichem Ausmaß. Aus einer wissenschaftlichen Studie über die Jagd auf Löwen in Tansania geht beispielsweise hervor, dass die legale Trophäenjagd – und nicht etwa Wilderei oder der Verlust von Lebensräumen – der Hauptfaktor für den deutlichen Rückgang der Wildtiere ist [2].
Kaum Gewinnbeteiligung der lokalen Bevölkerung
Trophäenjäger versuchen sich bisweilen durch haltlose Argumente zu rechtfertigen: Die horrenden Summen, die Hobbyjäger für eine Jagdreise ausgeben, landen nicht bei der armen Bevölkerung oder bei einer Nationalparkverwaltung, sondern fast ausschließlich in den Taschen der Reiseveranstalter und Jagdfarmbesitzer. Aus einer Wirtschaftsanalyse der Trophäenjagd in Afrika geht hervor, dass gerade einmal 3 Prozent der Einnahmen durch Trophäenjagden bei der lokalen Bevölkerung ankommen. Aus wirtschaftlicher Sicht spielt der Jagdtourismus in den meisten Ländern eine unbedeutende Rolle. In Namibia beispielsweise trägt die Trophäenjagd gerade einmal 0,27 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei, der Naturtourismus hingegen 4,2 Prozent [3]. Der größte Teil der Touristen möchte eine intakte Tierwelt sehen – davon profitiert auch die Bevölkerung langfristig.
PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.
[1] Hermann, Jonas (2015): Der Mann, der so gerne große Tiere schießt. Online abrufbar unter: http://www.welt.de/vermischtes/article138274109/Der-Mann-der-so-gerne-grosse-Tiere-schiesst.html (18.11.2022)
[2] Packer C., Brink H., Kissui B.M., Maliti H., Kushnir H. & Caro T. (2011): Effects of Trophy Hunting on Lion and Leopard Populations in Tanzania. Conservation Biology. Volume 25, Issue 1, p. 142–153.
[3] Campbell, R. (2013): The $200 million question – How much does trophy hunting really contribute to African communities? Economists at Large Pty Ltd. Melbourne, Australia.
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