Verhaltensstörungen und skandalöse Tierabgaben im Delbrücker Tierpark Nadermann – PETA erstattet Strafanzeige und veröffentlicht erschreckendes Video

Ein Löwe läuft in einem kleinen Gehege

Mangelhafte Tierhaltung: PETA hat über die Jahre immer wieder Whistleblower-Meldungen zu dem privat geführten Tierpark Nadermann in Delbrück erhalten. Im November 2023 dokumentierte eine Mitarbeiterin der Tierrechtsorganisation daraufhin selbst die artwidrigen Haltungsbedingungen vor Ort. Das heute veröffentlichte Videomaterial zeigt unter anderem Verhaltensstörungen bei zwei Tigern, einem Löwen und einem Berberaffen. PETAs Einschätzung nach weisen diese auf enormes psychisches Leid hin. Auch andere Tiere im Park fristen ihr Dasein in beengten Gehegen. Die Tierrechtsorganisation geht anhand der Missstände davon aus, dass den Tieren durch ihre Haltungsform länger anhaltende erhebliche Leiden zugefügt werden. Sie hat daher vergangene Woche bei der Staatsanwaltschaft Paderborn Strafanzeige gegen die verantwortliche Tierparkleitung erstattet. Wie die Organisation durch Anfragen bei der zuständigen Veterinärbehörde und dem Bundesamt für Naturschutz außerdem erfuhr, hat sich der Tierpark 2023 zehn Raubkatzen durch Verkauf oder Abgabe in den Irak entledigt. PETA fordert ein Ende der Raubkatzenhaltungen.

„Es ist skandalös, dass die Raubkatzen und die anderen Tiere offenbar seit vielen Jahren unter inakzeptablen Bedingungen zur Unterhaltung des zahlenden Publikums im Tierpark Nadermann eingesperrt und manche nun sogar in ein Krisengebiet abgegeben wurden. Durch den Verkauf einiger Tiere sollte offenbar das Problem gelöst werden, dass durch die winzigen Gehege die geltenden Haltungsvorgaben missachtet werden“, so Biologin Dr. Yvonne Würz, PETAs Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche. „Wir hoffen sehr, dass angesichts des offensichtlichen Tierleids nun rechtliche Konsequenzen folgen. Zudem appellieren wir an die Betreibenden des Tierparks, die verbleibenden Raubkatzen an seriöse Auffangstationen abzugeben, um die Haltungen gänzlich zu beenden.“

Tierleid im Skandalzoo geht weiter

Der Privatzoo stand bereits vor einigen Jahren in der Kritik: 2015 wurden zwei Schimpansen in eine Auffangstation in Großbritannien überführt, nachdem sich PETA gemeinsam mit weiteren Tierrechts- und Artenschutzorganisationen für ein Ende der tierschutzwidrigen Haltung eingesetzt hatte.

Doch vor allem Raubkatzenhaltungen wurden PETA seither weiterhin durch zahlreiche Whistleblower gemeldet. Deren Schilderungen zu den beengten Gehegen lassen vermuten, dass die geltenden Haltungsvorgaben gemäß dem „Säugetiergutachten“ (BMEL, 2014) zumindest zeitweise wahrscheinlich deutlich unterschritten wurden. Auch einem Medienbericht zufolge hat der Tierpark im September 2023 drei Tiger, drei Pumas und vier Leoparden an andere Zoos abgegeben [1] – was bedeutet, dass die Situation der Tiere bis vor wenigen Monaten sogar noch beengter und prekärer war. Trotz finanzieller Schwierigkeiten plant die neue Geschäftsführung nun Umbaumaßnahmen – unter anderem soll ein Gehege entstehen, in dem das Zoopublikum Affen füttern und streicheln könne.

Zoos bedeuten Tierleid

PETA setzt sich grundsätzlich für ein Ende der Zucht und Haltung von Tieren in Zoogefangenschaft ein, weil die artwidrigen Haltungsbedingungen Tierleid verursachen. Mit Artenschutz hat das Einsperren von Tieren in Zoos nach Ansicht der Tierrechtsorganisation nichts zu tun. Auswilderungen finden bei den allermeisten Tierarten nicht statt – in Gefangenschaft haben die Tiere nahezu keine Möglichkeit, Verhaltensweisen, die für ein Überleben in der Natur unverzichtbar sind, zu erlernen. Auch erfüllen Zoos nach Auffassung der Tierrechtsorganisation keinen Bildungsauftrag: Das Publikum lernt durch die Zurschaustellung von Tieren in Gefangenschaft nichts über ihr natürliches Verhalten. Denn viele der Zoobewohner sind aufgrund der artwidrigen Bedingungen verhaltensgestört und legen kaum ihr natürliches Verhalten an den Tag. PETA fordert, finanzielle Mittel in den Schutz der natürlichen Lebensräume statt in die Nachzucht und Haltung von Tieren in Zoos zu investieren.

PETAs Motto lautet in Teilen:

Tiere sind nicht da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

Ein Löwe läuft in einem kleinen Gehege
Ein unter Verhaltensstörungen leidender Löwe im Tierpark Nadermann / © PETA Deutschland.

Dieses und weitere Motive stehen hier zum Download zur Verfügung. Das Video-Rohmaterial kann auf Anfrage zur Verfügung gestellt werden.

Quellen

[1] Zesko, L. (10.10.2023): Zehn Raubtiere weniger im Tierpark Nadermann. In: Westfalen-Blatt. Online unter: https://www.westfalen-blatt.de/owl/kreis-paderborn/delbrueck/schoening-tierpark-nadermann-plaene-umbau-nachwuchs-2842330?pid=true

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