Kreisveterinäramt Ludwigsburg unter den tierfeindlichsten Veterinärbehörden Deutschlands – PETA kürt Tops und Flops 2023

Mehrere Schafe liegen zur Schächtung auf rollbaren Tragen

Zwei Fälle von Tierquälerei im Kreis Ludwigsburg – Veterinäramt handelt nicht im Sinne der Tiere

Top oder Flop? PETA hat die besten und schlechtesten deutschen Veterinärbehörden 2023 gekürt. Berücksichtigt wurden Ämter, die bei ihrer Arbeit besonders positiv oder negativ aufgefallen waren, nachdem sie von der Tierrechtsorganisation über einen Missstand informiert wurden.

Ende Dezember 2022 wurde PETA Videomaterial aus einem Eberdinger Schlachtbetrieb zugespielt, in dem Schafe bei der Tötung offenbar systematisch mit Elektrozangen fehlbetäubt wurden. Viele der Tiere, denen die Arbeiter mit Messern die Kehle durchschnitten, machten heftige und zielgerichtete Bewegungen. Dies sind deutliche Anzeichen von Bewusstsein und massivem Leid. Eine Ausnahmegenehmigung zum betäubungslosen Töten, wie es sie etwa beim Schächten gibt, hatte das Unternehmen nicht. PETA meldete die schweren Missstände dem Kreisveterinäramt Ludwigsburg und erstattete bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart Strafanzeige. Die Tierrechtsorganisation forderte eine dauerhafte Schließung des Betriebs und Tierbetreuungs- sowie Tierhalteverbote für die Verantwortlichen. Nach der Meldung von PETA wurde der Schlachtbetrieb zwar vorerst geschlossen – allerdings nur vorübergehend.

Anfang 2023 erreichte PETA dann ein weiter Fall systematischer Tiermisshandlung aus dem Kreis Ludwigsburg. Verdeckte Aufnahmen einer Recherche legten katastrophale Bedingungen in der Hühnerhaltung des Hofladens Müller in Gerlingen offen. Das Unternehmen war bereits 2015 durch ähnliche Missstände aufgefallen. Auf den Aufnahmen war zu sehen, dass sich die im Betrieb eingesperrten Hennen unter großem Leid offenbar gegenseitig verletzten und an den Körpern ihrer toten Artgenossen pickten. Auch in diesem Fall erstattete PETA bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart Strafanzeige gegen den Landwirt und forderte das Veterinäramt auf, anhand der gut dokumentierten wiederholten Missstände ein Tierhalteverbot auszusprechen.

In beiden Fällen nutzte die Ludwigsburger Behörde ihren durch die umfangreiche Beweislage gegebenen Handlungsspielraum nach Einschätzung von PETA nicht in Gänze aus. Dabei haben Amtsveterinäre eine besondere Schutzpflicht gegenüber den Tieren in ihrem Zuständigkeitsbereich. Für die Tierrechtsorganisation gehört das Kreisveterinäramt Ludwigsburg daher im Jahr 2023 zu den Flop 5 der schlimmsten Veterinärbehörden Deutschlands.

„Es macht fassungslos, dass Menschen, die für derartige Misshandlungen verantwortlich sind, ihrer Tätigkeit weiterhin nachgehen dürfen“, so Lisa Kainz, Agrarwissenschaftlerin und Fachreferentin bei PETA Deutschland. „Selbst bei Wiederholungstätern wie im Fall Hühnerhof Müller oder bei massiven Verstößen wie dem betäubungslosen Töten im Eberdinger Schlachtbetrieb geht das Tierleid nach kurzer Zeit weiter. Dabei hätten Veterinärämter in Fällen wie diesen genügend rechtliche Möglichkeiten, um weitere Maßnahmen zu ergreifen. Wir rufen deshalb Verbraucherinnen und Verbraucher auf, dieses Unrecht nicht weiter zu unterstützen und sich vegan zu ernähren.“

Tierrechtsorganisation meldet Hunderte Fälle jährlich

Veterinärämter sind für die Überwachung und den Vollzug des Tierschutzgesetzes in Deutschland zuständig. PETA meldet den Behörden jeden Monat zahlreiche Fälle von Tierquälerei, Hunderte Fälle jährlich. Die Tierrechtsorganisation kontrolliert zudem, ob und wie diese daraufhin im Sinne des Tierschutzgesetzes tätig werden. Während vielerorts in Zusammenarbeit mit Amtstierärzten sehr gute Erfolge für die Tiere erzielt werden, gibt es noch immer zu viele Veterinärämter, die das Tierschutzgesetz und die entsprechenden Verordnungen und Richtlinien nicht genügend umsetzen.

Seit 2012 kürt die Tierrechtsorganisation jährlich die aus Tierschutzsicht positiv oder negativ aufgefallenen Veterinärämter. Im Ranking wird stets die gesamte Behörde genannt, auch wenn oftmals einzelne Amtstierärzte positiv oder negativ hervorstachen.

PETA rät Zeugen von Tierquälerei: Nach Meldung bei Veterinärbehörde beharrlich bleiben

Zeugen von Tierquälerei sollten sich an die zuständige Veterinärbehörde ihrer Stadt oder ihres Landkreises wenden. Es ist ratsam, Beobachtungen detailliert und sachlich zusammenzufassen. Besonders hilfreich ist Bild- und Videomaterial. Empfehlung von PETA: Nach der Meldung beim Veterinäramt unbedingt so lange nachhaken, bis der Missstand beseitigt ist. Eine Übersicht mit ausführlichen Tipps, wie Zeugen gegen Tierquälerei vorgehen können, gibt es unter Tierquälerei.de/Tierquälerei-melden.

PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und bestimmte Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

Mehrere Schafe liegen zur Schächtung auf rollbaren Tragen
Verdeckte Aufnahmen aus dem Eberdinger Schlachtbetrieb dokumentieren, wie Schafen teils bei vollem Bewusstsein die Kehle durchgeschnitten wird. / © PETA Deutschland e.V.

Dieses und weitere Motive können hier heruntergeladen und für die Berichterstattung verwendet werden.

Ein totes Huhn liegt zwischen weiteren Hühnern
Obwohl eine Recherche zum Hühnerhof Müller erneut belegte, dass sich die Tiere aus Stress gegenseitig verletzen und an toten Artgenossen picken, entschied sich das Veterinäramt gegen ein Tierhalteverbot. / © PETA Deutschland e.V.

Dieses und weitere Motive können hier heruntergeladen und für die Berichterstattung verwendet werden.

Kontakt

Kontakt
Kopieren